Rita Moreno
„Du schaffst das!“, hat der junge Regisseur immer wieder gesagt. „Du hast so viel aus deinem Leben zu erzählen. Ich möchte es hören und viele andere auch!“ Lange Zeit hat Rita Moreno gezögert und das Angebot immer wieder abgelehnt. Die Schauspielerin und Oscarpreisträgerin ist inzwischen über achtzig Jahre alt. Schließlich ist es dem jungen Regisseur tatsächlich gelungen, Rita Moreno für die schwerste Rolle überhaupt auf die Bühne zurück zu holen, nämlich sich selbst zu spielen. Seine Standhaftigkeit zeigt mir: Es ist wichtig, dass in meinem Leben immer wieder Menschen da sind, die an mich glauben und mich zu Schritten ermutigen, die ich alleine vielleicht nie gehen würde.
Ich war im letzten Herbst in Kalifornien im Theater von Berkeley und habe Rita Moreno live erlebt. Sie erzählte spannend und mit viel Humor, Musik und Tanzeinlagen über die Höhen und Tiefen ihres Lebens. Rita kam als Fünfjährige mit ihrer Mutter auf einem Auswanderschiff aus Puerto Rico nach New York und lebte danach im Armenviertel von Spanish Harlem. Die Mutter hatte kaum Geld. Die Schule lief für die Tochter schlecht, und sie hatte wenig Aussicht, aus der Armut und Enge der Hinterhöfe auszubrechen. Aber Rita sah gut aus, konnte singen und tanzen und verfolgte ehrgeizig ihren Plan, auf die Bühne zu kommen. Sie schaffte das mit ersten kleinen Rollen im Theater und im Varieté, bis ihr mit der Rolle der Anita in der „Westside Story“ der Durchbruch gelang. 1961 bekam sie dafür als erste lateinamerikanische Schauspielerin in den USA einen Oscar. Damit wurde sie zum Vorbild einer ganzen Generation von Einwanderinnen und Einwandern aus Lateinamerika. Sie verkörperte angesichts von Vorurteilen und Unrechtserfahrungen Hoffnung von so vielen Migranten, in den USA endlich anerkannt zu werden und in Würde leben zu können.
Rita Moreno hat in ihrem Leben einen außer dem Oscar viele Auszeichnungen für ihre Leistungen erhalten. Trotz ihrer Erfolge wiederholte sie in den Gesprächen mit dem Regisseur immer wieder: „Was soll ich denn über mein Leben berichten? Mein Leben ist uninteressant. Es gibt doch gar nichts zu erzählen!“ Also auch ein Star wie sie braucht bis ins hohe Alter Menschen, die an sie glauben und ihre nächsten Schritte begleiten.
„Egal, ob du erfolgreich bist oder nicht, ob du berühmt bist oder nicht, du bist einmalig vor Gott und dein Leben ist wichtig!“ So steht es in der Bibel. Das heißt: Auch wenn wir in unserem Leben keinen haben wie den Regisseur, der an Rita Moreno geglaubt hat: Gott glaubt an jeden einzelnen Menschen, unabhängig von Herkunft, Leistung und Erfolg.
„Deine Geschichte ist wichtig und bedeutet mir viel!“, hat der junge Regisseur immer wieder zu Rita Moreno gesagt. So einen Zuspruch brauchen die meisten Menschen immer wieder im Leben. Nicht nur eine Frau, die einen Oscar gewonnen hat und berühmt geworden ist.