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Berg Zion - ein Sehnsuchtsort

Berg Zion - ein Sehnsuchtsort

Nicht nur Touristen haben ihre Sehnsuchtsorte. Das gilt auch für Religionen. Katholiken pilgern nach Rom, Muslime nach Mekka, Hindus an den heiligen Fluß, den Ganges. Für manche Protestanten ist wohl die Wartburg ein Ort der Sehnsucht, weil Martin Luther dort die Bibel ins Deutsche übersetzt hat. Für viele ist es die Kirche ihrer Taufe, Konfirmation oder Trauung. - Doch darüber hinaus gibt es noch die Stadt Jerusalem. „Jerusalem, du hochgebaute Stadt, wollt Gott, ich wär in dir!“ (EG 150,1) beginnt ein Choral im Evangelischen Gesangbuch. Seit uralten Zeiten pilgern Juden, Christen und Muslime in die heilige Stadt. Sie stärken ihren Glauben,  an der jüdischen Klagemauer, in der christlichen Grabeskirche und in der El Aqsa-Moschee, der drittwichtigsten Moschee des Islam.

Nun gibt es allerdings ein doppeltes Jerusalem – ein irdisches und ein himmlisches. Die Stadt ist damit gewissermaßen ein zweifacher Sehnsuchtsort. Muslime erinnern sich an die nächtliche Himmelsreise Mohammeds vom Jerusalemer Tempelberg aus. Christen sehnen sich nach der Ankunft des himmlischen Jerusalem am Ende aller Tage. Davon spricht das letzte Buch der Bibel, die Offenbarung des Johannes. Ebenso kennen die Juden ein himmlisches Jerusalem.

Häufig wird allerdings nicht der Name Jerusalem verwendet, sondern Zion. Seit König David den Zionsberg ausgebaut und befestigt hatte, ist er das Zentrum der Stadt, der „Tochter Zion“, und gilt als spiritueller Wohnsitz Gottes. Mit der Zionssehnsucht ist die Sehnsucht nach einem dauerhaften Frieden in der Welt verbunden. Mit den Worten eines beliebten Adventschorals: „Tochter Zion, freue dich, jauchze laut Jerusalem!  Sieh, dein König kommt zu dir, ja, er kommt der Friedefürst.“ Auf einem Esel reitet Jesus in die heilige Stadt ein; das Volk bejubelt ihn als Friedenskönig. Doch bald folgen der Kreuzestod und die Auferstehung. Diese Ereignisse haben Jerusalem, die Tochter Zion, für immer zum Sehnsuchtsort auch der Christenheit gemacht.

Sehnsucht heißt: Die Erfüllung steht noch aus. Das ewige Friedensreich ist Zukunfts-musik. Könnten wir ohne diese Hoffnung leben? Der Zionsberg mag einige Flugstunden von uns entfernt sein. Doch Jahrtausende alter Gottesglaube ist mit diesem Ort verbunden. „Aus Zion bricht an der schöne Glanz Gottes“, heißt es in einem Psalm. (Ps 50,2) Der „schöne Glanz Gottes“ – das ist Gottes Segen. Der Hügel in den judäischen Bergen ist ein Brennpunkt des Glaubens, eine spirituelle Quelle für Zuversicht, für Trost und Segen. Das gilt für jeden Tag. Und so schließe ich mit einem zweiten Psalmwort: „Vom Zion her segne dich der Herr, der Himmel und Erde gemacht hat.“ (Ps 143,3)