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Himmlische Musik

Himmlische Musik

„Wer sich die Musik erkiest,/ hat ein himmlisch Gut gewonnen;/ denn ihr erster Ursprung ist / von dem Himmel selbst genommen, weil die lieben Engelein / selber Musikanten sein.“ Das hat Martin Luther gedichtet. Er war ein großartiger Theologe, Bildungsreformer und Kirchenpolitiker, aber auch ein Dichter und Komponist. Er spielte die Laute; heute wäre es wohl eine Gitarre. Nachdem er die Bibel ins Deutsche übertragen hatte, fand er es an der Zeit, den Gemeinden auch den bisher rein lateinischen Kirchengesang zugänglich zu machen. Etliche Lieder übertrug er deshalb aus dem Lateinischen; die meisten schuf er ganz neu. Die Mehrzahl seiner 45 Lieder und liturgischen Gesänge steht nach wie vor im Evangelischen Gesangbuch. Bis heute ist darin der Herzschlag der Reformation spürbar.

Luther setzte ganz bewusst biblische Traditionen fort. So schrieb er: „Dass geistliche Lieder zu singen gut und Gott wohlgefällig ist, denke ich, sei keinem Christen verborgen, da doch jedem das Beispiel der Propheten und Könige im Alten Testament (die mit Singen und Klingen, Dichten und allerlei Saitenspiel Gott gelobt haben) vertraut ist, sondern dieser Brauch, besonders im Psalmengesang, auch der ganzen Christenheit von Anfang an bekannt ist.“ Außerdem hatte die Musik für Luther eine wichtige pädagogische Funktion: „Weil sie die Leute sanftmütiger, sittsamer und vernünftiger macht.“

Viele Lutherlieder wurden und werden als geistliche Volkslieder gesungen. Was wäre ein Reformationsfest ohne den Choral „Ein feste Burg ist unser Gott“ oder ein Weihnachtsfest ohne „Vom Himmel hoch, da komm‘ ich her“? Luthers Beispiel machte schnell Schule, ganz im Sinn seines Chorals „Nun freut euch, lieben Christen g’mein, und laßt uns fröhlich springen, dass wir getrost und all in ein mit Lust und Liebe singen.“ Dichter und Komponisten schufen eine für den Laien unübersehbare Zahl an Liedern. Immer wieder, bis in unsere Tage, kamen neue Gesangbücher in Gebrauch. Die protestantischen Gemeinden leben nicht zuletzt von der Kirchenmusik, – dem Orgelspiel, den Chorälen und den großen Oratorien, zum Beispiel von Bach oder Mendelssohn. Für die Gegenwart sind unter anderem auch die Gospelchöre zu nennen. Luthers Saat hat reiche Früchte getragen. Die Musik hatte für ihn auch aber eine ganz persönliche Bedeutung. Immer wieder kämpfte er mit depressiven Anfällen, kein Wunder bei der Herkulesaufgabe der Reformation. Dem Wissen seiner Zeit entsprechend führte er das auf den Teufel zurück: „Alle Traurigkeit, Seuchen und Schwermut kommt vom Satan.“ Und wie vertreibt man den Satan? Sein therapeutisches Rezept lautete: Durch Gesang. Musik spendet Trost und innere Ruhe. Denn „der Teufel ist ein trauriger Geist und macht die Leute traurig. Darum kann er die Fröhlichkeit nicht leiden, und daher kommt’s auch, dass er von der Musik weit weg flieht, wenn man singt, besonders geistliche Lieder.“