hr2 ZUSPRUCH
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Spriestersbach, Bernd

Eine Sendung von

Evangelischer Pfarrer, Fulda

Helfende Hand- Agape

Helfende Hand- Agape

Das Hotel hieß Agape. Wir logierten dort während unseres Besuchs in Siebenbürgen. Mit den betagten Großeltern waren wir nach Rumänien geflogen, um das Enkelkind zu besuchen. Das Hotel Agape liegt zentral. Das kam den gehbehinderten Senioren entgegen. Im Hotel fielen mir Poster auf, die die Wände zierten. Poster mit Bibelsprüchen. Der freundliche junge Mann an der Rezeption beantwortete meine Frage: „Ist das hier ein christliches Haus?“ mit der Information, dass das Hotel der katholischen Kirche gehöre. Nun verstand ich den Hotelnamen ‚Agape‘. ‚Agape‘ bezeichnet im Neuen Testament die Liebe unter den Christen. Ebenso die Liebe Gottes zu den Menschen.

Ich habe mir dann die Motive auf den Bildern angeschaut. Eines von ihnen zeigte einen Schäfer mit seinen Schafen. Verbunden mit dem Jesus-Wort : „Ich bin der gute Hirte“. So waren sie alle. Ein schönes Bild und ein Bibelvers dazu. Ein anderes Plakat hatte keinen Bibelvers.

Zu sehen war ein etwa vierjähriges Kind. Die Arme nach oben gestreckt. Rechts und links gehalten von je einem Erwachsenenarm. Mehr war von den Erwachsenen nicht zu sehen. Die gereichten Hände hielten das Kind fest. So an jeder Hand gehalten, hüpfte es nach vorn. Ein bisschen wie „Engelein flieg“. „Jeder braucht eine helfende Hand“ war auf Englisch darüber geschrieben. „Jeder braucht eine helfende Hand“. Kein Bibelvers, aber eine grundlegende menschliche Erfahrung. Mir hat sich das Bild mit dem Satz eingeprägt. Nicht nur, weil ich oft an dem Bild vorbeigegangen bin. Sondern, weil wir genau das erlebt haben. Am Abreisetag.

An diesem Tag hatte der Großvater Kreislaufprobleme. Das Laufen war mühsam. Untergehakt und wacklig näherten wir uns am Flughafen dem Schalter, an dem wir einchecken mussten. Dann suchten wir die nächste Sitzgelegenheit. Da rief die Schalterbedienstete uns etwas nach. Freundlich gestikulierend fragte sie, ob sie einen Rollstuhl holen solle. Gerne nahmen wir diese helfende Hand an. Mit Rollstuhl ging es durch alle Kontrollen. Bis in den Flieger. In Deutschland hatte die Flugzeug-Crew bereits den Flughafen-Service verständigt, deren helfende Hände beim Verlassen der Maschine zufassten.

„Jeder braucht eine helfende Hand“. Schön, dass wir das erleben durften. Das wachsame Auge der Schalterdame. Ihr Blick für das Gebotene. Für das NotWendige. Die organisierte Hilfe. Wie gut das war. In diesem Moment waren wir Bedürftige. Morgen ist es ein anderer, der dann meine helfende Hand braucht. „Jeder braucht eine helfende Hand“. Das gilt für Kleine und Große. Für Jung und Alt. So ist das Leben. So ist Agape. Wird sie gewährt, die helfende Hand, dann ist das biblische Liebesgebot erfüllt. Dann wird unser Miteinander reich und gut.