Alles neu
Alles neu macht der Mai. Die Tage werden wohliger und wärmer. Das sprießende Grün der Büsche und Bäume tut meiner Seele gut. Und dem Lebensgefühl. „Wie lieblich ist der Maien aus lauter Gottesgüt, des sich die Menschen freuen, weil alles grünt und blüht“. Das Lied aus dem evangelischen Gesangbuch (Nr. 501) singe ich gern in diesen Tagen. Wenn morgens die Sonne lacht, dann beginnt der Tag anders. Ich bin anders. Gehe anders meinen Tag an. Wenn ich keine wirklichen Sorgen habe. Alles neu macht der Mai. Für die Natur stimmt das.
Für mein Leben nur bedingt. Die Helligkeit der Tage hebt meine Stimmung. Aber alles neu in meinem Leben macht der Mai nicht. Mein tägliches Allerlei, chronische Beschwerden, die Arbeit, die schwerfällt, Sorgenlast, die drückt, – daran habe ich zu ‚knapsen‘, auch wenn heute ein schöner Tag wird und die Sonne lacht. Da gilt leider der Automatismus der Jahreszeiten nicht, dass der Mai alles neu macht. Wie in der Natur gibt es im Leben ‚winterliche‘ Erstarrungen. Wärmende Erfahrungen für die Seele würden helfen. Frischer Wind im Leben. Begegnungen, aus denen neue Freude erwächst.
Vielleicht ist der Mai ein guter Monat für einen Versuch, der mein Lebensgefühl positiv fördern könnte. Mit „Kleiner Weg zum Glück“ sind die Vorschläge überschrieben, die ich in den nächsten Wochen ausprobieren will. Einige lauten so:
Lobe jeden Tag drei Personen;
sieh den Menschen in die Augen, wenn du mit ihnen sprichst;
singe unter der Dusche;
gib weniger aus, als du verdienst; beherrsche drei gute Witze;
sei immer auf der Suche nach neuen Freunden; behalte Dinge für dich, die dir anvertraut wurden;
überrasche Menschen, die du magst, mit kleinen Geschenken;
akzeptiere immer eine Entschuldigung; erkenne deine Fehler;
behalte die Namen deiner Mitmenschen. (Aus Brasilien: Quelle unbekannt)
Ich will mich mit den Ratschlägen versuchen. Vielleicht lassen sie mich meinen Alltag neu erleben. Wecken Glücksgefühle im Gleichmaß der Tage. Erfrischen meinen alltäglichen Trott. Ich bin gespannt. Sie werden mein Leben nicht von Grund auf ‚neu‘ machen. Doch hier und da könnten sich überraschende Perspektiven auftun.
Und was mir bleibt, was sich nicht ändern lässt, das will ich Gott abgeben. „Siehe ich mache alles neu.“ (Offenbarung Johannes 21,5) Diese Zusage Gottes steht am Ende der Bibel. Und über meinem Leben. Sie gilt sogar darüber hinaus. Das glaube ich. Das ist mehr, als was der schönste Mai fertig bringen kann.