ABBA
Viele sind heute im ABBA-Fieber, denn heute Abend kommt eine ABBA-Show in die Frankfurter Festhalle. Die berühmte schwedische Band wird da perfekt nachgeahmt. Die beiden Sängerinnen sehen den Original-Sängerinnen ähnlich, außerdem haben sie trainiert, um genauso zu tanzen wie sie. Und natürlich werden alle Klassiker gespielt: „Thank You For The Music“, „Dancing Queen“ oder „Super Trouper“. Ich habe kein gutes Gedächtnis für Melodien, aber selbst ich kann diese Lieder vor mich hin trällern.
Als die Band 1974 den Eurovision Song Contest mit dem Song „Waterloo“ gewann, hielten die meisten sie für musikalische Eintagsfliegen. Zu oberflächlich, zu unkritisch, zu sehr Allerweltsgeschmack. Auf der Europatournee damals mussten sogar einige Konzerte wegen des schwachen Vorverkaufs abgesagt werden. Der internationale Durchbruch kam dann wenig später. Plötzlich war ABBA sehr gefragt. Vielleicht gerade weil die Melodien einfach sind und man sie gleich mitsingen kann, eben. richtige Ohrwürmer. Außerdem trafen die vier Bandmitglieder in ihrer modischen bunten Kleidung das Lebensgefühl der siebziger Jahre mit ihrer Mischung von Disco, Romantik und Pop. Es ist Gute-Laune-Musik.
Aber oberflächlich finde ich die Texte gar nicht.
„People Need Love“ zum Beispiel ist einer der ersten Songs aus dem Jahr 1972. Darin heißt es sinngemäß: „Menschen brauchen Hoffnung, Menschen brauchen Liebe. Menschen brauchen die Liebe, um gut leben zu können. Menschen brauchen den Glauben an eine helfende Hand.“ Besser kann es auch eine Pfarrerin nicht sagen: Menschen können sich nicht selbst geben, was sie zum Leben brauchen. Sie brauchen die Zuneigung anderer Menschen. Und sie brauchen eine Hoffnung, dass da noch mehr ist als die sichtbare Welt, dass es eine Kraft von oben gibt, die unterstützt.
Und dann der Song “Thank you for the music” von der letzten britischen Single der Popgruppe. Da denkt ein Mädchen über sich selbst nach: „Ich bin nichts Spezielles, ich bin manchmal eher langweilig. Wenn ich einen Witz erzähle, hast du ihn wahrscheinlich vorher schon einmal gehört. Aber ich habe ein Talent, etwas Wundervolles. Denn jeder hört zu, wenn ich anfange zu singen. So sage ich, danke für die Musik, die Lieder, die ich singe. Danke für all die Freude, die sie bringt. Danke für die Musik, dass sie mir gegeben wurde. Ich bin ein Fan von dem, der die Musik geschaffen hat.
“ Dieses Mädchen geht kritisch mit sich selbst um. Sie nennt nur eine Gabe, die sie hat: das Singen. Und selbst das kann sie nicht einfach so von selbst. Es ist ihr gegeben, ein Geschenk. Ich finde, ein Geschenk Gottes, wie alle Talente, die wir haben. Von wegen ABBA ist oberflächlich, das ist doch ziemlich tiefgründig.
Kein Wunder, dass es immer wieder ABBA-Revivals gibt.