hr1 ZUSPRUCH
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Haupt, Jens

Eine Sendung von

Evangelischer Pfarrer, Kassel

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Soldat werden?

Jonas wir bald 18. Und er muss sich entscheiden. Nicht für eine Liebesbeziehung oder eine Ausbildung, sondern ob er Soldat werden will. Ab dem 18. Geburtstag wird in Zukunft jeder junge Mann befragt, ob er bereit wäre Wehrdienst zu leisten und ob er sich dazu fähig fühlt. „Ich bin froh, dass ich erstmal nur einen Fragebogen ausfüllen muss. Allerdings soll ich da schon hinschreiben, ob ich freiwillig Soldat werden möchte,“ erzählt mir Jonas. „Ich finde ja die Landesverteidigung grundsätzlich richtig, nur ob ich das kann und will…? Und ob die mich überhaupt gebrauchen können…?“

An einer Waffe ausbilden lassen?

Jonas ist sich noch sehr unsicher. Ich frage ihn, was seine Freunde machen werden. „Tareq will hin, wahrscheinlich Marine oder Fallschirm. Leon macht Freiwilligendienst, irgendwas mit alten Leuten, Steven macht ein Ökologisches Jahr. Das alles ist freiwillig - auch der Wehrdienst. Aber das macht die Entscheidung ja nicht einfacher,“ seufzt er. „Glaubst du denn,“ frage ich Jonas, „dass du bereit bist, dich an einer Waffe ausbilden zu lassen?“ Da kommst du ja gleich mit der Hammerfrage. Zur Selbstverteidigung würde ich schon schießen lernen, aber dann in echt auf Menschen zielen?“ 

Eine Gewissensfrage

„Jonas, wenn du zum freiwilligen Wehrdienst Ja sagst, dann bedeutet es genau das: Waffen benutzen“, sage ich. „Deshalb steht in unserem Grundgesetz: Niemand darf gegen sein Gewissen zum Kriegsdienst mit der Waffe gezwungen werden. Es geht also um dein Gewissen.“ – „Mein Gewissen…, soweit habe ich noch gar nicht nachgedacht. Ich überlege erst, wofür ich meine Zeit nach der Schule nutzen möchte. Und da finde ich es gut, dass wir eine Auswahl an freiwilligen Möglichkeiten haben. Manche von uns sind ja jetzt schon bei der Feuerwehr, so wie mein Freund Joschi oder beim Sanitätsdienst. Wenn ich was mache, dann wahrscheinlich doch sowas wie ein Freiwilliges Jahr. So Verantwortung übernehmen und neue Erfahrungen im Einsatz für andere machen.“ Jonas hat sich noch nicht endgültig entschieden. Und ich bin gespannt, wo er sich dann engagiert.