hr1 ZUSPRUCH
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Kristen, Dr. Peter

Eine Sendung von

Evangelischer Pfarrer und Studienleiter, Religionspädagogisches Institut Darmstadt

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Nur scheinbar überzeugend

Es ist klug, auf gute Argumente zu hören. Wenn mir jemand etwas schlüssig erklärt, überprüfe ich meine Haltung. Ich richte meine Entscheidungen danach neu aus, auch wenn das manchmal unbequem ist.  Aber Vorsicht: Nicht alles, was beim ersten Hören plausibel erscheint, ist auch wirklich eine gute Lösung.

Argumente müssen überprüft werden

Zum Beispiel: Nachhaltigkeit und was ich persönlich dazu beitragen kann. Da habe ich schon öfters dieses Argument gehört: „Du mit deinen kleinen Beiträgen hast einfach keine Chance gegen die vielen, die nicht mitmachen und genau das Gegenteil tun. Deutschland verursacht nur zwei Prozent der weltweiten CO2-Emissionen. Du kannst deinen Müll trennen, aber anderswo kippen sie ihn ins Meer. 

Bringen meine Beiträge zum Umweltschutz etwas?

Du kannst dir ein E-Auto kaufen und deine Ölheizung ersetzen, aber Amerika fördert weiter fossile Energien.“ Auch der Bundeskanzler sagt: "Es nützt überhaupt nichts, wenn wir allein in Deutschland klimaneutral werden. Selbst wenn wir es heute wären, würde sich morgen auf der Welt nichts ändern.“[i] „Na, wenn ich da sowieso nichts machen kann...“, soll ich wohl denken. Da kann ich mich gleich ein wenig erleichtert fühlen. Und beruhigt so weitermachen, wie bisher. Aber ist das wirklich so? Bleiben meine kleinen Beiträge zur Nachhaltigkeit wirklich folgenlos? 

Schuldig durch nichts tun?

In der Bibel wird auch darüber gestritten, was richtig ist und was nicht. Da lese ich ein Argument, das mir wichtig geworden ist und meine Entscheidungen mitbestimmt: Es heißt: „Wer weiß, wie er Gutes tun kann und es nicht tut, der macht sich schuldig.“ (Jak 4,17) Ich verstehe das so: Klar, das Wissen um den Klimawandel ist nicht überall auf der Welt gleich verbreitet. Nicht alle Menschen sehen viele Möglichkeiten, um nachhaltiger zu leben. Da braucht es Aufklärung. 

Viele kleine Dinge können das Gesicht der Welt verändern

Wenn ich aber weiß, was ich Gutes tun kann, dann muss ich das tun. Sonst mache ich mich schuldig vor Gott, dem Schöpfer und an all den Menschen, die nach mir leben sollen. Dann lieber: Loslegen – und gutes Tun. Wie es in einem afrikanischen Sprichwort heißt: „Viele kleine Leute an vielen kleinen Orten, die viele kleine Dinge tun, können das Gesicht der Welt verändern“.


[i] Sommerpressekonferenz 2025 www.youtube.com/watch