Große Wunder in kleinen Schritten
Seit dem Beginn des Überfalls auf die Ukraine sammelt ein Kirchort in meiner Pfarrei Kleider, Sach- und Lebensmittelspenden. Alle paar Wochen fährt dann ein vollgepackter LKW in das Kriegsgebiet. Wir bestellen die Lkw schon bevor wir überhaupt wissen, ob wir genug Spenden zusammen bekommen, um den Truck zu bestücken, oder den Fahrer und den Diesel zu bezahlen. Bisher, und das ist schon über 80-mal passiert, hat es immer funktioniert. Bisher war der LKW jedes Mal voll und der Sprit bezahlt. An anderen Tagen habe ich viele Seelsorgegespräche und ich bin mir nicht immer sicher, ob ich den Menschen auch so helfen kann, wie sie es brauchen. Gerade dort werde ich manchmal mit Problemen konfrontiert, für die es keine einfache Lösung gibt. Aber auch dort spüre ich, wenn ich nicht immer gleich die beste Hilfe bin, so bin ich doch Hilfe und sei es nur durch die Zeit, die ich teile.
Ein sehr kleiner Tropfen auf dem heißen Stein
Die Nöte in meinem Umfeld und in der Welt sind so vielfältig und manchmal habe ich den Eindruck, dass das bisschen, was ich gebe, ja nur ein sehr kleiner Tropfen auf dem heißen Stein ist. Dann kann es passieren, dass ich mich sorge, ob das alles so Sinn macht.
In dem Ausschnitt aus dem Matthäusevangelium, den wir heute in den katholischen Gottesdiensten hören, geht es den Jüngern Jesu genauso.
Über 5000 Menschen sind gekommen, um Jesus zu hören. Jetzt haben sie Hunger und die Jünger können gerade mal fünf Brote und zwei Fische auftreiben. Ich kann mir richtig vorstellen, wie die Jünger dachten, dass dieser Tropfen auf dem heißen Stein rein gar nichts bewirkt. Jesus aber bleibt ruhig, er dankt Gott und teilt aus. Am Ende bleibt sogar noch viel mehr übrig als vorher da war. Dieses Gleichnis gibt mir Mut. Mut, dass auch große Wunder im Kleinen beginnen. Es geht nicht darum immer von Anfang an genug zu haben, sondern das zu teilen, was man hat. Ohne Furcht und ohne Sorge. Ich muss mich nicht hinter meinem Mangel verstecken. Gott braucht nicht viel, nur unser Vertrauen und die Bereitschaft zu teilen.