Die Stürme des Lebens
Sie sitzen alle im gleichen Boot. Es war Nacht. Der Wind war stark. Und die Jünger hatten Angst. So erzählt es das Matthäusevangelium. Sie kämpfen mit den Wellen, allein auf dem See Genezareth – und mitten in der Dunkelheit sehen sie plötzlich eine Gestalt auf dem Wasser. Panik bricht aus. „Ein Gespenst!“, schreien sie. Doch dann hören sie Jesu Stimme: „Fürchtet euch nicht! Ich bin es!“ Ein starker Moment.
Gott ist Gegenwart
Jesus kommt nicht dann, wenn alles ruhig ist. Nicht, wenn der Himmel blau und das Wasser glatt ist. Sondern mitten im Sturm. In die Angst hinein spricht er: „Ich bin da.“ Das erinnert mich an manche Gespräche in der Seelsorge. Menschen erzählen von ihren inneren Stürmen: Eine schlimme Diagnose beim Arzt. Verlust der Arbeit. Zerbrochene Beziehungen. Und dann dieser eine Moment, wo sie sich doch irgendwie getragen fühlen. Wo plötzlich Kraft da ist, von der sie nicht wissen, woher. Ich glaube: Genau da ist Gott. Nicht als Erklärung. Sondern als Gegenwart.
Eine Hand, die hält, eine Stimme, die zu mir spricht
Im Gleichnis will es Petrus wissen. „Herr, wenn du es bist, lass mich auf dem Wasser zu dir kommen.“ Jesus sagt nur: „Komm.“ Und Petrus geht. Einen Schritt. Zwei. Drei. Und dann – versinkt er. Zu viel Wind. Zu wenig Vertrauen. Und doch ist Jesus sofort da. Streckt die Hand aus, hält ihn fest und stellt ihn wieder auf die Füße.
Ich finde: Das kann ein Bild für meinen Glauben sein. Ich gehe los. Voller Vertrauen. Und manchmal versinke ich doch in Zweifel, in Angst, in Sorge. Aber ich bin nicht allein. Da ist eine Hand, die hält. Eine Stimme, die sagt: „Du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt?“ Nicht als Vorwurf. Sondern als Erinnerung: Ich bin doch immer noch da.
Mich ermutigt diese Geschichte. Glaube ist kein Sicherheitsgurt gegen Stürme. Aber er ist eine Einladung, aus dem Boot zu steigen. Mutig, im Vertrauen, dass der Boden trägt, wo keiner zu sehen ist. Dass da einer ist, der sagt: „Komm.“ Und einer, der auffängt, wenn ich strauchle. Vielleicht braucht es genau das: Einen Schritt auf dem Wasser. Einen Anruf, den ich lange aufgeschoben habe. Eine Entschuldigung, die längst fällig ist. Einen Neuanfang. Mit dem Vertrauen, dass Gott mitgeht. Auch auf wackligem Grund.