hr1 ZUSPRUCH
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Klewitz, Ute

Eine Sendung von

Pastoralreferentin, Mentorin für Lehramtsstudierende mit dem Fach Katholische Theologie an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz

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Freiheit auf der Autobahn?

„Highway to hell“, eine Schnellstraße zur Hölle - das war meine Assoziation zu dem, was ich letztes Wochenende auf der A3 zwischen dem Seligenstädter Dreieck und dem Frankfurter Flughafen erlebt habe. 

Es hat wie ein Autorennen gewirkt

Gemeinsam mit meinen Söhnen, beides Fahranfänger, bin war ich auf dem Rückweg von Wien nach Mainz, gegen 23 Uhr. Wir fuhren ziemlich entspannt auf der A3, die um diese Uhrzeit auf allen vier Spuren eher leer war. Ganz rechts fuhren einige LKWs, mein jüngerer Sohn verließ diese Spur und setzte zum Überholen an. Ganz klassisch, wie er es in der Fahrschule gelernt hat. Und dann ist, wie aus dem Nichts, von hinten ein Geschwader von 4-5 dunklen Fahrzeugen angerast gekommen und in einem irren Tempo über die Autobahn gerauscht. Die Autos haben sich gegenseitig gejagt, das hat wie ein Autorennen gewirkt. Wir drei sind sehr erschrocken. Mein Sohn hat geistesgegenwärtig gebremst und sich wieder hinter dem LKW eingeordnet. 

Niemand bremst mich aus

Ich dachte bei mir: „Das ist die Hölle, die A3 - ein Highway to Hell.“ So was habe ich in über 30 Jahren Autofahren noch nie erlebt. Und innerlich habe ich mich bei dem sehr guten Fahrlehrer meines Sohnes bedankt. Da haben sich die Fahrstunden echt gelohnt.

Den Song „Highway to hell“ von ACDC habe ich bis jetzt eigentlich immer eher mit guten Gedanken verbunden - wie eine immerwährende Party, frei von allen Begrenzungen. Ein Unterwegssein ins gelobte Land und „niemand bremst mich aus“ – eben echt gute Gefühle. 

Ein friedliches Unterwegssein

Aber in der Realität auf der Autobahn, fühlte sich das ganz anders an: bedrohlich, lebensgefährdend. Als Theologin wünsche ich mir, dass ein „Highway to hell“ auch ein bisschen was von einem „Highway to heaven“ hat – im Sinne von entspanntem, friedlichem Unterwegssein, für alle auf der Autobahn. Um die bestmögliche Freiheit für alle zu erreichen, braucht es Grenzen. Nicht nur aus diesem Grund macht für mich ein Tempolimit da viel Sinn.