Feiern ist menschlich
Heute wird in Bad Orb die Kerb eröffnet. Kerb bedeutet Kirchweih. In den nächsten Tagen wird hier also der Weihetag der Kirche gefeiert. Diese Feier hat schon eine Jahrhunderte alte Tradition und ist längstens kein Fest mehr, das nur Kirchenmitglieder betrifft.
Kirchweihfeste gibt es in vielen Regionen und überall heißen sie auch anders. Was in Bad Orb Kerb genannt wird, heißt ein paar Kilometer weiter im Jossgrund Kier, in Fulda Kirmes und in anderen Teilen Hessens wieder anders.
Gemeinsam ist all diesen Festen, dass sie den Weihetag der Kirche feiern. Oder manchmal auch den Heiligen, dem diese Kirche geweiht ist. Und das Feiern selbst ist all diesen Festen gemeinsam. In Bad Orb findet heute zum Beispiel ein Festgottesdienst statt, mit dem die Kerb eröffnet wird. Außerdem wird der Kerbbaum aufgestellt, es gibt Musik, ein großes Festzelt und natürlich Essen und Trinken.
Feiern heißt dem Alltag entfliehen
Feste feiern tut einfach gut. Und es ist etwas Besonderes. Denn im Alltag feiern wir nicht, da arbeiten wir oder sind wortwörtlich eben mit Alltäglichem beschäftigt. Feste sind die Ausnahme und deshalb sind sie auch etwas Besonderes. Wenn wir Feste feiern, dann unterbrechen wir den Alltag, wir machen bewusst eine Pause und halten inne bei dem, was wir sonst immer so tun.
Ich glaube, dieses Innehalten und die Routine unterbrechen ist etwas, das ganz typisch und auch wichtig für Menschen ist. Und schon die Bibel berichtet von dieser Bedeutung dieses Innehaltens. Ganz am Anfang der Bibel geht es um die Erschaffung der Welt. Es wird beschrieben, wie Gott sechs Tage lang am Machen und Tun ist. Er erschuf alles Mögliche. Er ist den ganzen Tag lang am Arbeiten. Ehrlich gesagt, scheint Gott da ein echt straffes Zeitmanagement und einen guten Projektplan zu haben.
Nach sechs Tagen ist er fertig und dann tut er – nichts. Gar nichts! Am siebten Tag macht Gott Pause. Hätte es die Kerb da schon gegeben, ich glaube, er wäre vielleicht feiern gegangen. Auch glaube ich, die Menschen, die diesen Schöpfungsbericht geschrieben haben, wussten genau, wie wichtig die besonderen Tage sind; wie wichtig es ist, nicht nur Alltagstrott zu erleben, sondern auch mal Pause zu machen und etwas Besonderes zu tun – zu feiern eben.
Feste wie die Kerb sind für mich Anlass, mich zu fragen, wann ich mir Ruhepausen gönne. Wann ich meinen Alltag unterbreche und wie ich das dann feiere.