Diese Generation kann was Gutes tun
Der Begriff "Letzte Generation" ist beunruhigend. Soll er ja auch sein. Die Aktivist:innen, die sich so nennen, wollen erschrecken. Damit sich Menschen Gedanken machen, was aus den Kindern und der Welt wird, wenn das Klima nicht mehr geschützt wird. Sie sagen: "Wir sind die letzte Generation, die den Kollaps unserer Gesellschaft noch aufhalten kann." Ob das so ist, darüber wird gestritten, und auch über die Methoden des Protests.
Wir sind nicht ohnmächtig, jede und jeder kann was tun
Einen Aspekt finde ich jedenfalls gut: Die Zuversicht, wir können was tun. Nicht resignieren, nach dem Motto: Geht doch eh alles den Bach runter. Ich mach alles so weiter, wie bisher, solange das noch möglich ist. Im Gegenteil: Jede und jeder kann was ändern. Gerade in einer Krise.
Weltuntergang im Christentum heißt nicht Katastrophe
Der Gedanke, dass diese Welt zu Ende gehen könnte, ist nicht neu. Das Christentum kennt ihn von Anfang an. Viele Worte des Neuen Testaments sind in bedrohlichen Krisensituationen entstanden, wenn auch anderen als jetzt. Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist dabei anzubrechen. Kehrt um und glaubt an das Evangelium (Markus 1,15). Das ist der Kern dessen, was Jesus von Nazareth verkündigt hat. Er hat aufgefordert, anders zu handeln. Damit hat er auch Mut gemacht. Ich verstehe das so: Am Ende der Zeit kommt nicht die Katastrophe, sondern das Reich Gottes wird vollendet. Dieses Gottesreich ist die Vision eines guten Lebens für alle. Frieden und Gerechtigkeit herrschen in diesem Reich, die Armen und Unterdrückten haben Hoffnung. Die Schöpfung wird neu. Die Idee dahinter ist: Die Menschen tragen durch ihre Art zu leben zu dieser Vollendung bei. Aber Gott hat das allerletzte Wort.
Schlechtes kann sich zum Besserem wenden
Meine Generation der Boomer hat so einiges erlebt: die Ölkrise, Tschernobyl, sauren Regen und Ozonloch. Rhein und Main waren in meiner Kindheit eine giftige Brühe. Heute nicht mehr. Solche Erfahrungen können wir heute einbringen: In krisenhaften Zeiten können notwendige Impulse entstehen. Wir können etwas verändern. Ich vertraue darauf, was der evangelische Theologe Dietrich Bonhoeffer einmal gesagt hat, und was mir Mut macht: "Mag sein, daß der Jüngste Tag morgen anbricht, dann wollen wir gern die Arbeit für eine bessere Zukunft aus der Hand legen, vorher aber nicht."
Quelle Bonhoeffer-Zitat: Widerstand und Ergebung, DBW Band 8, Seite 36