Vielfalt der Geschlechter
Luca trägt die langen braunen Haare offen, dazu ein weißes Shirt, Jeans und Turnschuhe. Auf den ersten Blick ist Luca für mich eine Jugendliche, die versucht, ihre weiblichen Merkmale zu überspielen.
Luca könnte auch ein Junge sein
Luca könnte aber genauso gut ein Junge sein. Weder am Namen, noch an der Kleidung oder an der Frisur kann ich eindeutig ihr Geschlecht erkennen. Tatsächlich empfindet sich Luca weder als Mann noch als Frau. Mich verunsichert das. Wie soll ich Luca denn nun ansprechen? Ich wage einen Vorstoß und frage einfach nach. Luca reagiert erleichtert.
Besser nachfragen, als nichts zu sagen
Es ist besser nachzufragen und zuzugeben, unsicher zu sein, als gar nichts zu sagen und Luca wie Luft zu behandeln. Luca möchte weibliche oder männliche Pronomen und Zuschreibungen völlig vermeiden. Luca versteht sich in erster Linie als Mensch. "Oft werde ich beschimpft und angefeindet, wenn ich mich als Transperson zu erkennen gebe", sagt Luca.
In der Schule wurde Luca gemobbt
In der Schule war Luca Mobbing ausgesetzt. "Sie haben nicht verstanden, worum es geht, aber sie haben es auch nicht versucht. Sie haben mir das Leben zur Hölle gemacht. Beim Sportunterricht, in der Umkleide, auf Klassenfahrten war es besonders schlimm. Und immer trafen mich dumme Sprüche." Am Ende hat Luca die Schule gewechselt. Als Mitglied der Schülervertretung setzt sich Luca an der neuen Schule z. B. für eine Unisex-Toilette ein. „Ein kleiner Schritt“, sagt Luca, „aber viele kleine Schritte können doch auch etwas bewirken, oder? Vielleicht etwas mehr Normalität. Das wäre schön.“
Was ich durch Luca lernen kann
Ich kenne Luca nicht gut genug, um die Situation eines Transmenschen wirklich beurteilen zu können. Aber gerade heute – am Tag der Intersexualität – denke ich über Luca nach. Was ich durch diese Begegnung gelernt habe? Transmenschen werden so bezeichnet, wie sie sich selbst sehen. Das Innere entscheidet, nicht der Körper.
Menschen in ihrer ganzen Vielfalt – geschaffen zum Bilde Gottes
Menschen in ihrer ganzen Vielfalt – auch in ihrer Geschlechtervielfalt – sind geschaffen zum Bilde Gottes. Unsere Gottebenbildlichkeit meint nicht unser Aussehen, auch nicht unser Geschlecht. Gott erschafft uns nicht nach seinem Bild, sondern zu seinem Bild. Wir sind dazu aufgerufen, uns gegenseitig zu achten als das, was wir sind: Geschöpfe Gottes.