Hermann, der Sauerteig

Glück ist das Einzige, das sich vermehrt, wenn man es teilt. Klingt mathematisch nicht plausibel, verhält sich aber faktisch so. Menschen machen diese Erfahrung häufig. Wie sagte meine Oma immer: „Im Geben liegt Segen.“ Als Kind habe ich das nicht verstanden. Ich wollte meine Bonbons, die ich von einem Kindergeburtstag mitgebracht hatte, nicht unbedingt mit meinen Geschwistern teilen. Heute verstehe ich das mit dem Geben viel besser und bin überzeugt, dass darin Segen liegt.

"Im Geben liegt Segen"

Wer teilt, tut übrigens nicht nur Anderen etwas Gutes, sondern auch sich selbst. Nicht nur die Geschwister kommen in den Genuss der Bonbons, sondern auch ich lutsche sie lieber, wenn die anderen auch welche haben.

Fünf Brote und zwei Fische für 5000 Menschen

In der Bibel steht die Geschichte von der Speisung der 5000. Obwohl Jesus und seine Leute kaum genügend Lebensmittel für sich selbst haben – fünf Brote und zwei Fische –, geben sie den vielen anderen Menschen, die sich dort versammelt haben, davon ab. Das Erstaunliche: Es reicht für alle.

Als Wunder betrachten und daran glauben

Das mag man naturwissenschaftlich anzweifeln oder als Wunder betrachten und daran glauben. Unabhängig davon drückt diese Geschichte für mich ein tiefes Vertrauen aus: Du kannst ruhig abgeben, sei gewiss, du kommst nicht zu kurz, es wird auch für dich reichen.

Ein Sauerteit namens Hermann

Hermann ist dafür ein gutes Beispiel. Der hatte seine große Zeit in den 1980er-Jahren. Hermann hieß ein Sauerteig, den Heranwachsende damals gerne verschenkt haben. Denn er wuchs nach. Auch der verschenkte Teil vermehrte sich. Wenn es gut ging, hatten am Ende alle einen ganzen Hermann.

Auch Freundlichkeit und Respekt vermehren sich, wenn man sie teilt

Dieses Prinzip gilt nicht nur für Lebensmittel. Auch für Freundlichkeit, Wärme, Respekt, sich anderen zuwenden, Lob, Anerkennung: Fast immer vermehren sie sich, wenn Menschen sie teilen. Wie beim Sauerteig.