hr1 ZUSPRUCH
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Wildfang, Christoph

Eine Sendung von

Evangelischer Pfarrer, Arnoldshain

Segen 2

Schulanfängergottesdienst August letztes Jahr. Für die Erstklässler geht die Schule los. Da sitzen die Mädchen und Jungs mit ihren Schultüten. Erwartungsvoll. Neugierig. Hinten die Eltern, Großeltern, auch Paten, Nachbarn und Geschwister. Die Kirche ist proppenvoll. In diesem Gottesdienst werden bei uns in Schmitten traditionell die Kinder gesegnet. Sie kommen nach vorne. Meine katholische Kollegin und ich fragen nach ihrem Namen und legen ihnen die Hände auf den Kopf. Dann sprechen wir ihnen im Namen Gottes den Segen zu: Gottes Wertschätzung und Begleitung.

Letztes Jahr haben wir es ein wenig anders gemacht. Die Kinder bekamen nach der Handauflegung eine Segenskarte. Mit der Karte sollen sie zu  ihren Eltern gehen. Die sollen sie nun auch segnen. Auf der Karte steht ein Segenswunsch für ihr Kind. Den sollen die Eltern ihrem Kind zusprechen. Einige Eltern starren ungläubig nach vorne. Andere um sich herum. Was wohl die anderen machen? Wie die das machen? Einige Eltern fangen gelassen an. Legen der Tochter eine Hand oder auch beide auf und lesen die Segenskarte vor: „Ich segne dich. Ich übertrage auf dich die Nähe Gottes! Du darfst fröhlich in der Freundschaft Gottes leben! Dein Leben soll gelingen!“

Bei einigen zögerlichen Eltern ist es so, dass die Großeltern die Segenskarte in die Hand nehmen. Es braucht im Gottesdienst ein bisschen Zeit. Denn es ist ungewohnt, segnen mal selbst auszuprobieren. Den Segen mal nicht den religiösen Profis zu überlassen, sondern selbst segnen. Bestimmt haben alle Eltern ihre Kinder schon oft in die Arme genommen, getröstet, sie unterstützt und motiviert. Selbst Kraftquelle zu sein, ist nichts Besonderes für die meisten Eltern.

Nach einer kurzen Weile allgemeiner Überraschung fließt nun der Segen durch die Kirchenbänke. Segensgemurmel. Wunderschöne kraftvolle Worte. Viele Menschen lächeln. Die Eltern, die segnen, und die Kinder, die Segen empfangen. Ja, „du sollst ein Segen sein!“ (1. Mose 12,2)