Zuspruch schenkt Leben
Heute Abend spielt James Taylor mit seiner Band in der Alten Oper in Frankfurt. Eine Kappe auf dem breiten Scheitel und die unvermeidliche Gitarre, warme Stimme, der Singer Songwriter.Sicher wird er auch das Frankfurter Publikum mit seinen intensiven, persönlichen Liedern begeistern. So wie letztes Jahr im Rosengarten im Weißen Haus, als er bei einem Staatsempfang für Barack Obama und Angela Merkel gespielt hat. Dass James Taylor überhaupt noch irgendwo Musik macht, das ist schon fast ein Wunder. Nach einem Selbstmordversuch mit 17 ist er nach neun Monaten hinter vergitterten Fenstern aus der Psychiatrie geflohen. Er war heroinabhängig und hat in einer Bude gelebt, in der es nur eine Matratze gab und ein Radio.
Wie’s in seinem Leben damals aussah, davon handelt „Fire and Rain“, ein bitter-süßes Lied. Sicher singt er auch heute Abend. “Sweet dreams and flying machines in pieces on the ground.” Süße Träume und Flugmaschinen auf dem Boden zerschellt. Er hat eine Bruchlandung gemacht damals und singt doch Jahre später im Weißen Haus, im Rosengarten.
Wie hat er das geschafft? Taylor sagt, es war 1985. Er war wieder mal am Boden zerstört und hat zwei Konzerte in Brasilien nur wegen der Verträge nicht abgesagt. Er hat gespielt und die Menschen waren am ersten Abend so begeistert, dass sie ihn einfach nicht von der Bühne gelassen haben. Die Band, die nach ihm dran war, hat ihn gebeten, doch gleich ganz am Ende zu spielen und so haben sie am zweiten Abend getauscht. Dieser Zuspruch hat James Taylor so ermutigt, er hat daraus so viel Kraft und Mut geschöpft, dass sein ganzes Leben neu geworden ist.
Rosengarten statt Bruchlandung.
Christen glauben, dass Gott für jeden zuerst Zuspruch bereithält, Ermutigung, dass wir in Gottes Augen etwas wert sind, egal welche Bruchlandungen wir machen, egal, was wir leisten können. Das kann die Kräfte freisetzen, die Leben verändern. Ich vermute, das weiß James Taylor auch. Letztes Jahr hat er kleine Filme gemacht, in denen er im Internet zeigt und erklärt, wie er Gitarre spielt. Ganz freundlich und liebevoll lässt er sich da auf die Finger schauen. Und dann, am Ende, sagt er: “give it a try“. Komm, versuch’s, du wirst das schaffen.