„Wenn es ihn gibt, geht keiner verloren“
Wolfgang Niedecken, das Gesicht der Band BAP, hat vor kurzem Tagen den Ehrenecho für seine Lebensleistung bekommen. Das ist eine der größten Auszeichnungen für einen Musiker in Deutschland.
Seit 1976 füllt er die größten Säle und erfreut die Menschen – über die Generationen hinweg – mit kölschem Humor und kölschem Tiefgang in seinen Texten. Und: Seit Jahren engagiert er sich für ehemalige Kindersoldaten in Uganda und gegen Fremdenhass überall in der Welt.
Zu seiner Lebensleistung gehört aber auch die Art und Weise, wie er die letzten Monate erlebt und verarbeitet hat. Im November des vergangenen Jahres, am Anfang einer neuen BAP-Tournee, erlitt er einen Schlaganfall. Er selbst sagt: „Ich wusste, dass es um alles geht. Mein letzter Gedanke vor der Narkose war: Hoffentlich werde ich noch mal wach.“ Er wurde wieder wach. Und musste neu anfangen, die einfachsten Dinge zu lernen. Zum Beispiel beim Scrabble-Spiel: „Ich habe sechseinhalb Minuten gebraucht, bis ich aus drei Buchstaben das Wort ´Uhr´ gemacht hatte“, sagt er. Er hat eifrig weiter trainiert. Seinen Körper und seinen Geist. Inzwischen können alle Fans davon ausgehen: Die Tour von BAP ist nur unterbrochen. Nach zwei Aufwärmkonzerten im Mai soll es in Köln wieder richtig zur Sache gehen.
Wolfgang Niedecken würde wahrscheinlich nicht sagen. Dass ich wieder soweit bin, gehört zu meiner Lebensleistung. Er weiß, dass wir entscheidende Dinge in unserem Leben eben nicht selbst machen können. Ein Unglück kommt über mich. Und eine Heilung wird mir geschenkt. Bei der Preisübergabe bedankt sich Niedecken bei seinem Schutzengel. Und in einem Interview deutet er an, was er hinter aller Medizin und aller eigenen Anstrengung vermutet. Über Gott redet er, ganz vorsichtig, in dem er für alle Nichtkölner den Text eines seiner Lieder ins Hochdeutsche übersetzt:
„Wenn es ihn gibt, dann ist er ein Guter. Wenn es ihn gibt, dann vergiss deine Angst. Wenn es ihn gibt, geht keiner verloren. Wenn es ihn gibt, haben wir eine Chance.“