hr1 ZUSPRUCH
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Wildfang, Christoph

Eine Sendung von

Evangelischer Pfarrer, Arnoldshain

Salzmarsch

Salzmarsch

An einem zwölften März im Jahr 1930 hat sich Mahatma Gandhi in Indien auf den „Salzmarsch“ gemacht. Ein 200 Kilometer langer Weg zum Meer, um gemeinsam Salz aus dem Meer zu gewinnen. Es ging um die Frage: wem gehört das Meersalz in Indien? Der Besatzungsmacht oder allen Menschen? Salz aus dem Meer zu gewinnen ist technisch nicht schwer. Aber: Den Salzverkauf hatte die britische Kolonialregierung in der Hand. 24 Tage lang sollte Gandhis Salzmarsch dauern und, je länger der Weg dauerte, schlossen sich tausende Männer und Frauen Gandhis Weg an. Das Ziel: gewaltlos Protest deutlich machen. Dieser gewaltlose Widerstand war nicht ungefährlich. 50.000 Menschen und Gandhi selbst wurden verhaftet. Es war auch eine schmerzhafte Demonstration: bei der versuchten Besetzung einer Salzfabrik knüppelten die britischen Soldaten 2500 Inder nieder, die sich überraschenderweise einfach nicht wehrten. Grad diese Fotos gingen um die Welt und entfesselten eine Welle der Solidarität für den gewaltlosen Widerstand. Dieser „Salzmarsch“ vor so vielen Jahren ist noch heute ein starkes Symbol. So viele gewaltsame Konflikte in der Welt, kein Tag ohne gewalttätige Aktionen, tyrannische Herrscher, die ihre Macht nicht abgeben wollen. Es scheint, als ob es nur durch ein Mehr an Waffen Konfliktlösungen geben könnte. Gandhis gewaltloser langer Atem rührt mich heute noch an. Gewaltloser Kampf und Ausdauer in einem Konflikt, Niederlagen auf dem Weg hinnehmen können, selbst Gewalt erdulden müssen. Ist gewaltloser Widerstand ein nun antiker Weg für Feiglinge? War es vielleicht nur ein träumerischer Weg? Ich wünsche mir auch heute mehr kreatives Potential, mehr unbewaffneten Mut in den weltweiten Konflikten. Auch unser eigenes Land liefert eher Waffen und zwar jede Menge. Besser, wir würden fantasievolle auch mehr friedliche gewaltlose Konfliktstrategien exportieren, Visionen von realem Frieden in versöhnter Verschiedenheit. Dafür braucht es Menschen bei uns, die ermutigen, solidarische Zeichen setzen. Und die unterstützen, die an friedlichen Visionen arbeiten und dafür kämpfen. Bei Gandhis Marsch ging es eigentlich nur um den freien Zugang zum Salz, dass man zum Leben braucht. Grad in heißen Gegenden, wo man viel schwitzt und körperlich schaffen muss. Ein kleines Symbol mit großer Sprengkraft auf dem Weg zu einem gewaltlosen Sieg. Schnell gings auch nicht, noch 17 lange Jahre mussten die Inder kreativ für ihre Unabhängigkeit eintreten. Dieser zwölfte März heute verdient es gewürdigt zu werden. Gewaltfreier Widerstand ist möglich. Dafür brauchts Menschen, die Gandhis Visionen auch 72 Jahre später weiterleben. Da, wo Gott einen eben hingestellt hat.