Gott selber lädt uns ein
Gestern war ich in einem Gottesdienst. Konfirmandinnen und Konfirmanden haben ihn beinahe ganz alleine gestaltet und sich der Gemeinde damit vorgestellt. Sie haben die Lieder ausgesucht, ein Bild interpretiert als Predigt. Sie haben sogar eigene Glaubensbekenntnisse formuliert und Fürbitten, mutig und ehrlich. In der Kirche sind jetzt große Portraits von ihnen aufgestellt, die werden ein Jahr lang dort bleiben. Manche Konfirmanden vom letzten Jahr sind gekommen, um zu sehen was die Neuen so machen, die Eltern natürlich und auch Verwandte von weiter her.
Bevor der Gottesdienst beginnt, unterhalten sich zwei Frauen in der Bank hinter mir recht laut darüber, wie streng ihr Pfarrer damals war und wie viel sie damals auswendig lernen mussten als sie Konfirmanden waren: Lieder und Psalmen und Luthers Erklärungen im Katechismus. Und überhaupt, die meisten machen das heute ja nur wegen des Geldes, da sind sie sich einig.
Ihr Enkel, der da vorne mit den roten Haaren, der hat sich schon vor Monaten ausgerechnet, dass er mit den vielen Geschenken einen Stundenlohn von 20 Euro in seiner Konfirmandenzeit bekommt, sagt die eine. Dafür würde er dann auch das Vater Unser auswendig lernen und im Gottesdienst das Handy ausschalten.
Die Erinnerungen der beiden Damen wollen so gar nicht zu diesen lebendigen und konzentrierten Jugendlichen passen, die sich so unbefangen in der Kirche bewegen. Sie haben an diesem Tag ihre gemeinsamen Poloshirts angezogen. „Konfirmation 2012“ steht drauf und alle Namen. Das zeigt, dass sie zusammengehören, erklären sie auch wenn sie sehr verschieden sind.
Konfirmandenunterricht, das kann ganz schön schwierig sein. Hin und wieder gehören Jugendliche mit Behinderungen zur Gruppe und natürlich alle heftig pubertierenden Achtklässler aus dem Dorf, die sich angemeldet haben, egal von welcher Schule. Vielleicht sagt die Pfarrerin deshalb, dass sie die gemeinsamen Poloshirts prima findet.
Dann kommt schon das Schlusslied. „Komm, sagt es allen weiter“, haben sie ausgesucht, …ruft es in jedes Haus hinein, kommt, sagt es allen weiter, Gott selber lädt uns ein.“ (EG 225)
Wenn das bei den Konfirmanden angekommen ist, denke ich, dann ist das Wichtigste erreicht. Und sogar die beiden Damen in der Bank hinter mir haben mitgesungen.