Daumenkino

Unsere Welt ist ein Daumenkino. Forscher sagen, die Augen eines Menschen sehen immer nur einzelne Bilder, eins nach dem anderen. Höchstens zwanzig pro Sekunde schaffen sie. Wir sehen so, als würde jemand ein Daumenkino, dieses kleine Zettelpäckchen, mit dem Daumen spannen und dann vor unseren Augen in seine ursprüngliche Position zurückschnellen lassen. Tatsächlich sind es nur einzelne Bilder, aber weil unsere Augen mit der Geschwindigkeit überfordert sind, entsteht im Gehirn der Eindruck von Bewegung, wie in einem kleinen Filmchen.

Hochmoderne Zeitlupenkameras machen jetzt das Umgekehrte möglich: Sie können sehr schnelle Bewegungen mit bis zu 300.000 Bildern pro Sekunde aufnehmen und sie dann in super-super-Zeitlupe wieder abspielen. Das ist faszinierend und man erkennt: Es gibt vieles zwischen Himmel und Erde, das wir einfach nicht wahrnehmen können, weil unsere Augen dafür zu langsam sind, da ist es aber trotzdem.

Die Superzeitlupe zeigt zum Beispiel wie eine Biene ihre Flügel gebraucht, damit sie auf der Stelle fliegen kann und wie ein Hund die Fliehkraft nutzt, um sein Fell effektiv trocken zu schütteln, weil lufttrocknen viel zu lange dauern würde. Auf einmal können unsre Augen eine Katzenzunge verfolgen, wie sie die Milch beim Schlecken in einer Art „Milchlift“ wie eine Säule hinter sich hochzieht. Sieben Mal pro Sekunde, da kommen unsere Augen einfach nicht mit.

„Ich glaube nur, was ich sehe“, wer das ernst meint, verpasst eine Menge. Religiöse Menschen haben das schon immer gewusst. Was für Menschen wirklich ist, unsere ganze Welt, setzt das Gehirn aus den Eindrücken unserer Sinne zusammen und die sind ganz schön begrenzt. Klar, Gott gehört auch zu dem, was Menschen nicht sehen können. „Kein Mensch hat Gott je gesehen“, (1. Joh 4,12) heißt es in der Bibel. Das stimmt. Aber nur weil wir etwas nicht sehen können, heißt das noch lange nicht, dass es nicht da ist. Ich glaube, dass Gott in der Welt da ist, wie er es versprochen hat.