Wunderbare Welt
Louis Armstrong ist schon Ende 60, als er uns „What a wonderful world!“ in die Seele singt. Was für eine wunderbare Welt! Ich sehe grüne Bäume, auch rote Rosen. Ich sehe sie für dich und mich blühen. Und ich denke mir, was für eine wundervolle Welt. Ja ich denke mir, was für eine wundervolle Welt.
Dabei kommt Louis Armstrong nicht gerade auf Rosen gebettet zur Welt - heute vor 110 Jahren. Er wächst in sehr ärmlichen Verhältnissen in New Orleans auf, unweit von verrauchten Bars und Kneipen im Rotlichtmilieu. Mary, die Mutter, bei seiner Geburt noch nicht volljährig, kann sich ebenso wenig um ihren Sohn kümmern wie der Vater. Die Großmutter nimmt ihn zu sich. Im Alter von sieben Jahren fängt der Junge an zu arbeiten. Er trägt Zeitungen aus und verdient sein Geld mit allerlei Jobs. Bei einer Silvesterfeier ballert er allerdings mit einem Gewehr in die Luft und wird in eine Besserungsanstalt eingewiesen - da ist er 13 Jahre alt. Nicht gerade die besten Bedingungen für einen guten Start ins Leben. Aber Louis Armstrong schafft es. Und siehe, es war sehr gut. Was für eine wunderbare Welt. Immer wieder erlebt er Rückschläge, privat und beruflich. Er muss Trennungen und drei Scheidungen verkraften, aber boxt sich durch und baut sich sein eigenes Leben auf.
Der Satz: „Tue nie etwas halb, sonst verlierst du mehr, als du je wieder einholen kannst“ ist von ihm überliefert und gibt wohl seine Lebenseinstellung wieder, mit der er zu Weltruhm gelangt. Und natürlich hilft ihm die Musik; die Freude am Spielen geht ihm über alles. What a wonderful world. „Und siehe, es war sehr gut“, heißt es in der Bibel, nachdem Gott die Welt geschaffen hat.
Woran liegt es, dass der eine auch unter schwersten Bedingungen durchkommt und der andere auf die schiefe Bahn gerät? Ich denke, es geht nicht ohne Menschen, die uns über den Weg geschickt werden. Menschen, denen es gelingt, das Gute in uns wachzurufen. Louis Armstrong hatte einen Musiklehrer in der Besserungsanstalt, der hat ihn genommen wie er war. What a wonderful world. Und siehe, es war sehr gut.