Wie gut, wenn Könige in die Knie gehen
Uns sind sie als Caspar, Balthasar und Melchior vertraut. Aber woanders heißen sie auch Appelius, Amerius und Damascus; oder auch noch ganz anders. Keiner kennt die richtigen Namen der Männer. Es ist auch nicht klar, ob es wirklich drei waren. Ihre Zahl glaubte man nur aus der Zahl der drei Geschenke ermitteln zu können, die sie dem neugeborenen Kind in der Krippe brachten: Weihrauch, Myrrhe und Gold. Heute ist Dreikönigstag.
Was uns im Matthäusevangelium beschrieben wird, ist, dass weise Männer aus dem Osten nach Jerusalem kommen. Vielleicht sind es persische Priester und Astronomen. Sie berufen sich auf eine Himmelserscheinung, für sie ein Hinweis auf die Geburt eines jüdischen Königs. Sie finden in Bethlehem den Stall mit Maria und Jesus, werfen sich vor dem Kind nieder und erweisen ihm die Ehre, geben ihre Geschenke ab und ziehen wieder Richtung Osten davon.
Diese Geschichte bietet sich zur weiteren Ausschmückung geradezu an. Im Lauf der Zeit, der Jahrhunderte wird sie immer mehr verändert. Ab dem 6. Jahrhundert setzt sich die Vorstellung durch, dass es sich um drei Könige gehandelt hat. Und irgendwann später dann auch, dass einer von ihnen aus Schwarzafrika kommt.
Legt man an diese alte Legende den Maßstab der historischen Nachweisbarkeit an, dann bleibt nicht viel von ihr übrig. Wenn jetzt in manchen Orten die Sternsinger unterwegs sind, dann wollen sie aber mit diesem Brauch auch nicht behaupten, dass drei namentlich bekannte Könige im Stall von Bethlehem gewesen sind. Wenn wir uns an die Legende der drei Könige erinnern, geht es weniger um das, was da historisch beweisbar gewesen ist. Es geht vielmehr um eine Hoffnung für unsere Zukunft: Dass drei Könige in die Knie gehen, vor einem Kind in die Knie gehen, das ist eine Geschichte, die hoffen lässt. Sie ist ein Bild dafür, dass unsere Verhältnisse vorläufig sind. Was oben ist und was unten, vor diesem Kind in der Krippe gelten unsere Ordnungen erstmal wenig.
Darum ist mir diese Drei-Königs-Geschichte so wichtig: Kein Mensch auf dieser Erde ist so mächtig und herrlich und reich, dass er nicht in der Begegnung mit dem Kind in der Krippe verändert werden könnte.
Das ist ein Lichtblick. Die Welt braucht Mächtige und Reiche, die sich angesichts des wehrlosen und gefährdeten Lebens niederwerfen wie die drei Weisen im Stall. Und die bereit sind, sich verändern zu lassen.