Nein sagen
Was wäre eigentlich gewesen, wenn Adam damals Nein gesagt hätte, als Eva ihn dazu verführte, in den verbotenen Apfel zu beißen? Die Menschheitsgeschichte wäre wohl anders verlaufen. Die beiden wären nicht aus dem Paradies geworfen worden. Sie liefen immer noch nackt und glücklich durch den Garten Eden. Sie hätten keine Ahnung, was Gut und was Böse wäre. Dass nun die Frauen an allem Elend der Welt schuld sind, nur weil Eva ihren Adam zum Apfelbiss verführte, ist natürlich Unsinn. Bei dieser Interpretation waren wohl eher männliche Machtgelüste im Spiel als eine ehrliche Auslegung der Schöpfungsgeschichte.
Peinlich ist es beiden, als Gott sie nackt im Busch entdeckt. „Ich war’s nicht“, lamentiert Adam empört, „die Frau, die Du mir an die Seite gestellt hast, die hat mir den Apfel gegeben“. Eva ist nicht weniger peinlich berührt. „Ich war’s nicht“ protestiert sie vermutlich lautstark, „die Schlange war’s.“ Und die Schlange? Sie schlängelte sich stumm aus dem Staub.
Keiner will’s gewesen sein. Das kenne ich. Adam und Eva nehmen sich da nichts. Aber hätte Adam nicht nein sagen können? Hätte er vielleicht sogar aufpassen müssen, dass Eva nicht auf die List der Schlange reinfällt? Gott hatte es schließlich ausdrücklich verboten. Umsonst. Kaum vom Apfel genascht wissen beide auf einen Schlag, was gut ist und was böse. Bis dahin war es Gott allein, der das unterscheiden konnte. Nun hatten die Menschen es auch: Das Wissen um Gut und Böse.
Was die Sache nicht einfacher macht. Denn nun müssen wir selber entscheiden und haben die Freiheit, uns für das Gute - aber auch für das Böse zu entscheiden. Diese Freiheit ist auch einer der göttlichen Funken in uns. Zugegeben, ein schwieriger. Oft genug entscheiden wir uns auch falsch. Besonders dann, wenn wir nichts sagen. Nichts sagen heißt Ja sagen zu dem, was passiert, sei es nun gut oder schlecht. Adam hat nichts gesagt. Er hätte Nein sagen können.