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Kristen, Dr. Peter

Eine Sendung von

Evangelischer Pfarrer und Studienleiter, Religionspädagogisches Institut Darmstadt

Mehr Frieden mit weniger Soldaten Zu den geplanten Standortschließungen bei der Bundeswehr

Mehr Frieden mit weniger Soldaten Zu den geplanten Standortschließungen bei der Bundeswehr

Weniger Kasernen, weniger Waffen, weniger Militär. ,Deutschland braucht nicht mehr so viele Soldaten, Gott sei Dank, sage ich. Die Bundeswehr kann verkleinert werden, weil sich das Gesicht Europas verändert hat, zum Guten. „Frieden schaffen ohne Waffen“, dafür hat die Friedensbewegung in Ost und West gekämpft, auch mit Worten aus der Bibel wie „Schwerter zu Pflugscharen“.

Aber: Da jubelt niemand in Deutschland, keine Spur von Freude. Überall nur jammern und lamentieren: über Kaufkraftverlust, verlorene Arbeitsplätze, sinkende Steuereinnahmen. Warum freut sich niemand, wenn Deutschland abrüstet?

Dass habe ich Andreas Liermann gefragt. Als Militärpfarrer in Wiesbaden ist er Soldaten ganz nahe. Er erzählt mir von den vielen Soldatenfamilien, die jetzt wieder mal die Koffer packen müssen und von Karrieren, die früher enden als geplant:

Jüngere Soldaten werden versetzt, denen zwischen 40 und 50 bietet man eine Abfindung an und die Offiziere ab 50 schickt man in den Ruhestand. Was wie eine luxuriöse Lösung klingt, empfinden viele, die an heiklen Missionen im Kosovo oder in Afghanistan teilgenommen haben, als einen Schlag ins Gesicht, erzählt mir Pfarrer Liermann.

Aber es ist ja auch vieles anders geworden: Landesverteidigung ist längst nicht mehr die einzige Aufgabe. Das „alles oder nichts“ des Kalten Krieges ist vorbei.

Die Bundewehr wird für Interventionen im Ausland umstrukturiert. Dafür braucht man zuhause kaum noch Kampfpanzer. Was Soldaten heute brauchen, ist eine gute Ausbildung, eine angemessene Ausrüstung, das Gefühl, möglichst sicher zu sein bei ihren gefährlichen Einsätzen und gut begleitet. Daran darf nicht gespart werden.

Dass man Frieden nur ohne Waffen schaffen kann, sagt Pfarrer Liermann, das denken inzwischen auch viele in der Bundeswehr, gerade nach den durchwachsenen Erfahrungen in Afghanistan.

Einen Waffenstillstand können Soldaten militärisch vielleicht noch erreichen Aber Frieden kann erst danach entstehen, wenn die Gewalt abgenommen hat und Gerechtigkeit wächst.

Die Bundeswehr wird weiter verkleinert. Für manche, die davon direkt betroffen sind, ist das ein harter Einschnitt. Zugleich ist weniger Militär und weniger Waffen ein Schritt zum Frieden, und ein Grund zur Freude.