Bonnie Tyler: Holding Out for a Hero
Autorin: Ich habe mal einen Taschendieb gefangen. Ich war in einer Fußgängerzone unterwegs, mir kam eine ältere Frau entgegen. Als Handtasche hatte sie einen kleinen Rucksack locker über eine Schulter gehängt. Da sah ich, wie ein junger Kerl von hinten auf die Frau zukam, ihr den Rucksack von der Schulter riss, sich umdrehte und wegrannte.
Dem Taschendieb auf der Spur
Da gab es für mich nichts zu überlegen, ich rannte ihm sofort hinterher und brüllte den Passanten entgegen: „Halten Sie den Mann fest! Halten Sie den Mann fest!“ Er versuchte, noch in eine Seitenstraße zu entwischen, aber ich konnte mithalten. Viele Passanten guckten neugierig. Und dann spannte ein Mann geistesgegenwärtig seinen Schirm auf. Der Taschendieb stolperte über diesen Schirm, fiel und wir konnten ihn zusammen festhalten. Jemand hatte schon die Polizei alarmiert und ein paar Minuten später konnten die Beamten der Dame ihren Rucksack zurückgeben. Sie hat sich sehr für meinen Mut bedankt. Aber ich hatte einfach gemacht, was ich tun konnte, um ihr zu helfen. Besonders mutig habe ich damals gar nicht gefühlt. Und schon gar nicht heldenhaft. Denn unter Helden stellt man sich doch meistens solche Männer vor, wie Bonnie Tyler sie besingt, in ihrem Mega-Hit: Holding out für a hero.
„I need a hero
I′m holding out for a hero 'til the end of the night
He's gotta be strong, and he′s gotta be fast
And he′s gotta be fresh from the fight
I need a hero
I'm holding out for a hero ′til the morning light
He's gotta be sure, and it′s gotta be soon
And he's gotta be larger than life
Larger than life, oh oooo.”
“Ich brauche einen Helden.
Ich warte auf einen Helden bis zum Ende der Nacht.
Er muss stark sein und er muss schnell sein.
Und er muss frisch aus dem Kampf kommen.
Ich brauche einen Helden.
Ich warte auf einen Helden bis zum Morgengrauen.
Er muss zuverlässig sein und es muss bald geschehen.
Und er muss größer sein als das Leben.“
Bonnie Tyler wünscht sich einen Helden. Einen, der stark und schnell ist. Und direkt aus dem Kampf zu ihr kommt. So eine Art Superman scheint das zu sein.
Aber sind nicht viele Alltagshelden genauso unterwegs? Wir kennen sie aus den Nachrichten. Da ist ein Taxi-Fahrer, der sich einer Amokfahrt in den Weg gestellt hat. Eine Frau, die einem zusammengebrochenen Mann auf dem Bahnsteig zu Hilfe eilt. Der Passant, der bei einem Fahrradunfall erste Hilfe leistet.
Die mutigen Helden des Alltags
Bei allen schlimmen Nachrichten sind das doch die guten: Immer wieder gibt es Menschen, die sich dem Schlimmen in den Weg stellen. Für mich sind sie die mutigen Helden im Alltag. Sie stehen plötzlich vor einer Situation und handeln. Auch wenn sie nicht vorbereitet wurden, das nie geübt, nicht einmal im Traum daran gedacht haben, so etwas zu tun. Und gibt es die nicht immer wieder? Bonnie Tyler fragt sich das auch.
“Where have all the good men gone
And where are all the gods?
Where′s the streetwise Hercules
To fight the rising odds?
Isn't there a white knight upon a fiery steed
Late at night, I toss and I turn
And I dream of what I need
I need a hero!”
„Wohin sind all die guten Männer verschwunden?
Und wo sind die ganzen Götter?
Wo ist der starke Herkules, der die Ungerechtigkeiten bekämpft?
Ist da kein weißer Ritter auf einem feurigen Ross?“
Nur im Märchen wartet eine Prinzessin auf den Ritter auf dem weißen Pferd. Doch so eine Prinzessin ist Bonnie Tyler sicher nicht. Bonnie Tyler kommt aus einer ganz normalen Alltagswelt. Sie wuchs zusammen mit ihren fünf Geschwistern in Wales auf, in einem beschaulichen Ort in der Nähe von Swansea. Ihr Vater war Bergmann und arbeitete später in der Ölindustrie.
Weltstar Bonnie Tyler behielt die Alltagswelt im Blick
Eher zufällig wurde Bonnie Tyler entdeckt bei einem Auftritt in einem kleinen Club. Mit ihrer rauchigen Stimme und ihrem Gespür für eingängige Songs wurde sie ein Weltstar. Dabei verlor sie die Alltagswelt jedoch nicht aus dem Blick. Sie wusste von den Sorgen und Schicksalsschlägen, die einen unverhofft treffen können. Sie selbst hat keine Kinder, aber 16 Nichten und Neffen sowie inzwischen 16 Großnichten und -neffen. Also viele, die Schutz brauchen, die manchmal auch auf Hilfe angewiesen sind.
I need a hero
I′m holding out for a hero 'til the end of the night
He's gotta be strong, and he′s gotta be fast
And he′s gotta be fresh from the fight
I need a hero …
Ihre Mutter hat ihr als Kind Mut gemacht: Glaub an dich!
Bonnie Tyler wünscht sich in diesem Song einen Helden. Obwohl sie selbst doch eher der Typ „erfolgreiche, selbstbewusste Frau“ ist. In einem Interview wurde sie gefragt, wie sie es geschafft hat, zu einer so erfolgreichen Künstlerin zu werden. Bonnie Tyler antwortete, ihre Mutter hätte ihr als Kind Mut gemacht. Mit Sätzen wie: "Glaub an dich, zieh dein Ding durch, denn das erledigt kein anderer für dich." Vielleicht fand sie so den Mut, ihren Weg zu wagen.
Solche Worte braucht man, finde ich. Gut, wenn Eltern ihr Kind so stärken. Bei einer Taufe haben Eltern ihrem Sohn noch ein Wort Gottes mit auf den Weg gegeben. Als Taufspruch wählten sie Worte der Bibel aus dem Buch Josua. Sie wünschen sich damit, dass auch Gott ihr Kind ermutigt: „Ich habe dir gesagt, dass du stark und mutig sein sollst! Fürchte dich nicht und schrecke vor nichts zurück! Denn der Herr, dein Gott, ist mit dir bei allem, was du unternimmst!“ (Josua 1,9)
Jeder Mensch muss den eigenen Weg finden. Gott mutet das allen zu. Aber Gott traut es jeder und jedem auch zu! Ich erkenne darin: Man soll sich mutig auf den eigenen Weg machen. Dabei braucht man auch Wegbegleitung und Unterstützung. Und manchmal auch Hilfe. In ihrem Hilferuf „I need a hero“ höre ich darum eher den Wunsch nach einem mutigen Retter aus einer Not, als nach einem Märchenprinzen:
“Somewhere after midnight
In my wildest fantasy
Somewhere, just beyond my reach
There′s someone reaching back for me
Racing on the thunder
And rising with the heat
It's gonna take a Superman
to sweep me off my feet, yeah
I need a hero …”
„Irgendwann nach Mitternacht,
in meiner wildesten Vorstellung,
irgendwo außerhalb meiner Reichweite,
ist jemand, der zu mir zurück gelangt.
Jemand, der auf dem Donner rennt und mit der Hitze aufsteigt.
Es wird einen Supermann brauchen, um mich von den Füßen zu reißen.“
Im Song klingt das ein bisschen nach Love-Story. Doch Menschen, die Mut haben, braucht es nicht nur in der Liebe. Ich höre darin auch den Ruf von jemanden, die oder der in einer Gefahr ist und Hilfe braucht. Vielleicht, weil nachts ein Feuer ausgebrochen ist. Und man sich selbst nicht mehr in Sicherheit bringen kann, weil alles schon in Flammen steht. Gerade dann braucht es besonders mutige Menschen, die sich durch den donnernden Lärm einer Feuerwalze in ein Haus trauen, um die Menschen, die im Schlaf vom Feuer überrascht wurden, rechtzeitig in Sicherheit zu bringen.
Bei dem Song denke ich an Feuerleute als Helden
Für mich sind deshalb Feuerwehrleute die Helden, an die ich bei ihrem Song denke. Denn das ist der Leitsatz der Feuerwehren in unserem Land: „Retten, löschen, bergen, schützen“. So steht es auf vielen Fahrzeugen der Berufsfeuerwehren und der Freiwilligen Feuerwehren.
Feuerwehrleute würden von sich bestimmt nicht sagen, sie seien „Helden“. Denn die Grundlage für ihre Einsätze ist eine fundierte Ausbildung. In der lernen die Feuerwehrleute erstmal, die Situation einzuschätzen und wie sie sich selbst schützen müssen. Wenn sie dann zu einem Einsatz raus fahren, handeln sie schnell und professionell. Sie wissen, was zu tun ist, weil sie es schon hunderte Male geübt haben.
Und doch sind sie mutig! Denn sie riskieren immer etwas von ihrer eigenen Gesundheit, manchmal sogar ihr Leben, um Leben und Besitz von anderen zu retten. Wenn jemand plötzlich erlebt: Ich brauche einen Helden, I need a hero! Dann ist es gut, wenn solche Menschen da sind!
Ich glaube, dass wir alle ein Herz haben, das uns manchmal mutig sein lässt
Ich glaube, dass es auch im Alltag immer wieder mutige Menschen braucht. Und dass es sie auch gibt. Ich glaube sogar, dass alle ein Herz haben, das uns manchmal mutig sein lässt. Vor allem bin ich dankbar für die Leute, die das zu ihrer Mission machen. Dazu gehören neben den Feuerwehrleuten auch die vielen Notärztinnen und Notärzte und die Mitarbeitenden der Rettungsdienste und Hilfswerke, die Menschen im Polizeidienst und auch die Soldaten und Soldatinnen in unserem Land.
Ich bin ihnen dankbar. Und ich wünsche mir für sie Respekt, wenn sie in einem Einsatz ihren Dienst ausüben. Für mich macht sie ihr Mut und ihr Einsatz zu Heldinnen und Helden zum Schutz von anderen. Möge Gott sie mit Segen begleiten und schützen.
„I need a hero
I′m holding out for a hero 'til the end of the night
He's gotta be strong, and he′s gotta be fast
And he′s gotta be fresh from the fight
I need a hero
I'm holding out for a hero ′til the morning light
He's gotta be sure, and it′s gotta be soon
And he's gotta be larger than life
Larger than life, oh oooo.”