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Mit anderen Augen
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Mit anderen Augen

Ein Beitrag von Alrun Kopelke-Sylla, Pfarrerin, Echzell

In diesem Jahr hatten wir zum ersten Mal einen Garten. Im Frühjahr haben wir dann voller Elan Samen und Setz-Pflanzen gekauft: Blumenkohl- und Salatpflänzchen, Möhrensamen, außerdem Brokkoli und Rukkola. Und drei Tomatenstauden. Außerdem ein paar Kräuterpflanzen. Die Kräuter sind super gewachsen. Aber so vieles andere ist nichts geworden. Die Möhrensamen sind überhaupt nicht aufgegangen. Die kleinen Salatpflänzchen wurden von Vögeln und Schnecken komplett gefressen.

Wir haben zwar einen Schneckenzaun gebaut, aber naja. Der Rukkola und ein Blumenkohl haben es geschafft, aber auch nur, weil mein Mann jeden Morgen und jeden Abend Schnecken eingesammelt hat. Auf der leergefressenen Fläche habe ich noch Sonnenblumen ausgesät. Was richtig groß geworden ist, ist das Unkraut und die Sonnenblumen, die immerhin. Unser größter Stolz waren die Tomaten: rot und rund und süß. Wir haben jede Handvoll Tomaten richtig gefeiert und genossen. Bei alledem haben wir erlebt, wie mühsam es ist, Lebensmittel anzubauen.

Die Kartoffeln und das Gemüse, dass ich im Supermarkt oder beim Bauern hier im Dorf kaufe, sehe ich plötzlich mit anderen Augen. Manchmal stehe ich davor und schaue auf die Preise. Und dann denke ich plötzlich: Wie, so billig sind die Tomaten? Ist doch so viel Arbeit.

Natürlich wird das Gemüse im Supermarkt unter ganz anderen, industriellen Bedingungen angebaut als bei uns im Garten, und auch unser Gemüsebauer macht sicher manche Fehler nicht, die uns Anfängern passiert sind. Und doch liegen auch diese Tomaten nicht einfach morgens in der Kiste, sondern sind das Ergebnis von viel Mühe, Arbeit und Erfahrung.
Das habe ich in diesem Sommer gelernt: Was eine einzelne Tomate wirklich wert ist.

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