Ein arabischer Israeli in Paris
Moderator/in: Die Olympischen Spiele in Paris haben gerade Halbzeit. Pfarrer Matthias Viertel ist bei den Berichten auf einen Athleten aufmerksam geworden, bei dem es noch um mehr geht als nur um Medaillen. Davon erzählt er im hr1 Zuspruch.
Er heißt Adam Mara’ana, ist 21 Jahre alt und nimmt an den Olympischen Spielen in Paris teil, und zwar im Rückenschwimmen. Große Chancen auf eine Medaille hatte er von Anfang wohl nicht, am Ende belegte er den 28. Platz. Trotzdem ist er mir aufgefallen, sein Einsatz hat mich gefreut. Denn Adam Mara’ana ist Araber, er ist Moslem und er ist Israeli. Alles zugleich.
Ein scheinbar unversöhnliches Gegenüber
Gerade jetzt, wo sich die Krise im Nahen Osten immer weiter zuspitzt, wird oft das unversöhnliche Gegenüber betont. Da heißt es: Auf der einen Seite die Moslems, auf der anderen die Juden. Hier die Araber und dort die Israelis. Aber so einfach ist es nicht. Denn tatsächlich sind rund 20 Prozent der Menschen, die in Israel leben, Araber. Die meisten sind Muslime, einige aber auch Christen. Jeder fünfte ist Araber beziehungsweise Palästinenser und hat die israelische Staatsbürgerschaft, aber ihre Muttersprache ist arabisch. Viele von ihnen leben in Nazareth oder in Haifa. Dort ist auch Adam Mara’ana geboren.
"Wir gegen die" ist zu einfach
Der arabische Schwimmer ist stolz darauf, sein Land Israel bei den Olympischen Spielen zu vertreten. Als arabischer Israeli und Moslem zeigt er: scharfe Trennlinien und „wir gegen die“ ist zu einfach – gerade auch im Nahost-Konflikt.
Wenn jemand blind solche Abgrenzungen zieht, wie ein Athlet aus Marokko, der seinem Gegner aus Israel den Handschlag verweigert hat, ist das falsch und eine schädliche Geste.
Adam Mara'ana setzt ein Zeichen
Wie wohltuend, wenn es stattdessen einem Sportler gelingt, trotz aller Konflikte ein Zeichen der Versöhnung anzubieten. Mara’ana ist für mich so ein Zeichen. Er ist der Sohn eines muslimischen Arabers und einer jüdischen Russin. Er zeigt, dass jede Lebensgeschichte so vielschichtig ist, dass sie das Freund-Feind Schema sprengt. Und sagt von sich selbst: „Ich stehe für die Einheit.“ Recht hat er: Wer genau hinsieht, merkt, wie eng wir Menschen miteinander verzahnt sind. Diesen Gedanken werde ich von den Olympischen Spielen in Kriegszeiten mitnehmen – er ist mindestens genauso viel wert wie die Medaillen.