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Ein Licht für das Leben
Bild: Gerd Altmann/Pixabay

Ein Licht für das Leben

Judith Vonderau
Ein Beitrag von Judith Vonderau, Katholische Autorin bei "kirche im hr", Bad Orb
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Im November passiert an der Michaelskirche in Fulda etwas Besonderes: Es brennt einen ganzen Monat lang an der Außenseite der Kirche in einem kleinen Erker ein Licht. Es brennt jeden Tag und jede Nacht. Da könnte man meinen, dieses Licht soll die oft grauen und trüben Novembertage etwas erhellen. Das tut es vielleicht auch; es brennt aber aus einem anderen Grund.

Ein Licht als sichtbares Zeichen der Hoffnung

Seinen Ursprung hat das Licht an der Michaelskirche im Mittelalter. Wenn ein Mönch des Klosters Fulda starb, wurde er in der Michaelskirche aufgebahrt. Und es wurde ein Licht in genau diesem Erker angezündet. Dieses Licht brannte bis zu seiner Bestattung. Ein Licht, das auf den Tod hinweist und gleichzeitig wortwörtlich leuchtende Hoffnung sein soll, nämlich als Zeichen für die Hoffnung auf die Auferstehung. Als Zeichen für die Hoffnung auf ein ewiges Leben bei Gott.

Heute werden in der Michaelskirche keine verstorbenen Mönche mehr aufgebahrt. Doch der Brauch des Lichts im Erker hat sich gehalten. Ich finde, es passt ganz gut in den Monat November, der ja auch der Totenmonat ist. Und der Brauch, Lichter für Verstorbene anzuzünden, hat sich auch gehalten. Heute noch brennen auf den Friedhöfen Lichter auf den Gräbern. Erst vor zwei Wochen, an Allerseelen, sind viele Menschen zu den Gräbern ihrer verstorbenen Angehörigen gegangen und haben dort ein Licht entzündet. Ein Licht, das bei den oft schweren und dunklen Gedanken an den Tod, Helligkeit bringt. Ein Licht, das wie das Licht für die Mönche ein Hoffnungsschimmer sein will.

Ich finde diesen Gedanken sehr tröstlich: Dann, wenn es am allerdunkelsten ist, wenn vermeintlich alles vorbei ist, ist da ein Licht. Ein kleines bisschen Helligkeit, ein Funken Hoffnung. Das erinnert mich an so viele Momente im Alltag. Da muss es nicht mal um etwas so Großes wie den Tod gehen. Meistens sind es eher Kleinigkeiten, die sich dunkel anfühlen und mich mutlos machen.

Genau jetzt leuchten auch die kleinsten Lichter besonders hell

Wenn ich zum Beispiel eine Geburtstagsfeier absagen muss, weil mich eine dicke Erkältung erwischt hat. Oder wenn die Reparatur der Heizung deutlich mehr kostet als gedacht und das Geld jetzt woanders fehlt. Wenn einfach etwas nicht so läuft, wie ich es geplant habe.

Dann erinnert mich das Licht an der Michaelskirche daran, dass nicht alles dunkel ist. Dass es doch noch Helles in meinem Leben gibt. Für mich wird es dann zum Mutmacher und lässt mich nach dem Suchen, was in meinem Leben doch noch hell und leuchtend ist.

Haben Sie Lust, diesen Monat mal nach Fulda zu kommen und das Licht an der Michaelskirche zu entdecken?

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