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Rom mit anderen Augen
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Rom mit anderen Augen

Dr. Marco Bonacker
Ein Beitrag von Dr. Marco Bonacker, Katholischer Leiter der Abteilung Bildung und Kultur im Bischöflichen Generalvikariat Fulda
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Endlich wieder in Rom! Nach den Jahren der Pandemie und auch der Geburt unserer Kinder hat es jahrelang nicht gepasst, in die Ewige Stadt zu reisen. Dabei ist Rom meine absolute Lieblingsstadt und ich könnte jedes Jahr hinfahren. Ich entdecke immer wieder etwas Neues und wenn nicht, ist es einfach schön, die bekannten Wege abzulaufen und sich treiben zu lassen.

Zum ersten Mal in Rom war ich mit 16. Beim Weltjugendtag im Jahr 2000. Die Stadt war voller junger Menschen aus aller Welt, die ihren Glauben feierten und dabei nicht nur einer lebendigen und jungen Kirche begegneten, sondern auch damaligen dem Papst.

Johannes Paul II. zu sehen und zu erleben war unfassbar beeindruckend und die Atmosphäre in der Stadt hat mich begeistert. Damals wurde der Gedanke bei mir wach: In Rom musst du mal für eine längere Zeit leben. Und tatsächlich hat es geklappt. Mit Mitte 20, während des Studiums, konnte ich meinen Traum wahr machen. Ein Jahr in Rom leben und studieren. Mit den Einkäufen über die Piazza Navona und auf dem Weg zur Uni jeden Tag am Pantheon vorbei. Da fühlte ich mich richtig angekommen. Und Rom hielt alle Versprechen. Es war ein geniales Jahr, das ich nicht missen möchte.

„Mein“ Rom

Seitdem war ich oft wieder in Rom. Fast jedes Jahr. Dann aber kamen andere Dinge in den Fokus: Die Arbeit, die Familiengründung und leider auch die Pandemie. Es gab viele Gründe erstmal nicht mehr nach Rom zu kommen. Nun aber wurde die Sehnsucht groß und ich konnte meine Frau überreden mit unseren zwei kleinen Kindern nach Rom zu fahren. Endlich! Ihnen die Stadt zu zeigen, sozusagen „mein Rom“, darauf freute ich mich sehr. 

Windeln statt Hochkultur

Schnell wurde aber klar: So läuft das hier aber nicht. Mit Kindern ist der Rhythmus komplett anders, das war mir vorher zwar bewusst, aber vor Ort sieht man vieles doch noch mal klarer. Was ich diesmal gesehen habe, war dann auch gar nicht unbedingt „mein Rom“, sondern ich lernte schnell Rom durch die Augen meiner Kinder zu sehen. Wo kann ich in Rom eigentlich Babygläschen kaufen? Welche italienischen Windeln sind wohl geeignet? Wo ist eine Toilette mit Wickeltisch und welches Restaurant macht bereits um 18.00 Uhr auf? Wie kommen wir mit Kinderwagen in den Petersdom? Und vor allem: Wo ist der nächste Spielplatz? Es stellten sich Fragen, die sich mir in Rom vorher nie gestellt haben! Dabei habe ich einiges gelernt: Zum Beispiel, dass es an der Engelsburg einen richtig zentral gelegenen Spielplatz gibt, über den sich meine Kinder fast am meisten gefreut haben. Oder auch, dass der glatt gewienerte Boden des Petersdoms eine ideale und saubere Spielfläche abgibt und sowas gibt es in Rom selten. Und vor allem habe ich gelernt, dass es nicht darauf ankommt ein vorher geplantes Programm abzuspulen, sondern die Dinge auf sich zukommen zu lassen. So wurde es eine ganz andere Romerfahrung und eine, die ich nie vergessen werde. Und ich hoffe meine Kinder auch nicht!

Eine neue Perspektive

Dabei musste ich manches Mal über mich selbst schmunzeln und daran denken, wie wichtig es ist, sich auf neue, auf andere Perspektiven einzulassen. So bin ich am Ende beschenkter und vor allem anders aus Rom heimgekommen, als ich vorher geplant hatte. Und dafür bin ich wirklich dankbar.

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