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Ordnung schaffen im Tohuwabohu
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Ordnung schaffen im Tohuwabohu

Eva Reuter
Ein Beitrag von Eva Reuter, Katholische Pastoralreferentin, Betriebsseelsorge im Bistum Mainz / Regionalstelle Rheinhessen
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„Wer Ordnung hält, ist nur zu faul zum Suchen!“. Dieses Sprichwort trifft total auf mich zu. Ich habe überhaupt keine Lust, ständig in Stapeln von Papieren nach dem richtigen Dokument zu suchen. Ich fühle mich auch nicht wohl, wenn überall etwas herumsteht. Also halte ich Ordnung auf meinem Schreibtisch und in meinem Haus.

Nein, ich bin keine Minimalistin mit nur 50 Gegenständen und ich brauche auch keine absolut leere Arbeitsfläche. Aber ich freue mich über logische Ablagesysteme und sinnvoll angeordnete Küchengeräte.

"Das Genie beherrscht das Chaos"

Vor einigen Wochen wurde meine Toleranz diesbezüglich auf eine harte Probe gestellt: Ich habe eine neue Aufgabe übernommen und bin jetzt Teil einer Bürogemeinschaft, in der ganz offensichtlich eher das Prinzip „Das Genie beherrscht das Chaos“ gelebt wird. Nachdem das ganze Büro auch noch umgezogen ist, hat mich das Tohuwabohu an meine Grenzen gebracht.

Auch jetzt ist noch nicht alles, wie ich es gerne hätte, aber immerhin ist in meinem persönlichen Arbeitsbereich wieder „Land in Sicht“.

Die Parallelen zur Schöpfungserzählung

Ich mag also ganz sicher kein Tohuwabohu – aber das Wort mag ich seit meinem Theologiestudium besonders. Es stammt nämlich aus dem Hebräischen und bezeichnet den Zustand der Welt am Anfang der Schöpfung. Martin Buber übersetzt es mit „Irrsal und Wirrsal“, und das lässt vor meinem inneren Auge ein ähnliches Bild entstehen, wie nach dem Umzug im Büro.

Als ich letztens einen Fernsehbericht über eine Ordnungsberaterin gesehen habe, habe ich tatsächlich Parallelen zur Schöpfungserzählung der Bibel und dem Tohuwabohu dort gefunden: In der Bibel heißt es: Gott machte als erstes Licht, und das Licht nannte er Tag und die Dunkelheit Nacht. 

Ein ganz ähnliches Programm

Danach hat er Land und Meer getrennt und die einzelnen Lebewesen geschaffen. Zum Schluss hat Gott den Menschen erschaffen und ihnen den Auftrag gegeben, allen Dingen Namen zu geben. (vgl. Genesis/ 1. Mose 1,1-2,3)

Die Ordnungsberaterin im Fernsehen hatte ein ganz ähnliches Programm: Licht machen, alles ans Licht holen, trennen nach Kategorien und Gruppen, und zum Schluss jedem Ding einen Platz zuweisen und Schränke nach Themen benennen. 

Einfacher leben in einer geordneten Umgebung

Das Prinzip, wie ich aus Tohuwabohu eine schöne Umgebung mache, scheint also bewährt zu sein. Jedenfalls fühle ich mich jetzt in einer guten Tradition, was das Ordnung schaffen angeht. Ich finde: Es lebt sich auch einfacher in einer geordneten Umgebung. Wie gesagt: Wer Ordnung hält, muss nicht dauernd suchen!

Ich weiß nicht, ob Gott keine Lust hatte zu suchen – eigentlich müsste das göttliche Genie ja das Chaos beherrschen – aber vielleicht dachte Gott ja, die Menschen kommen mit ein bisschen Ordnung besser zurecht. Ich überlege, ob ich mit diesem biblischen Argument meine neue Bürogemeinschaft überzeuge… Mal sehen!

 

 

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