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Empathie als Schulfach
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Empathie als Schulfach

Andrea Seeger
Ein Beitrag von Andrea Seeger, Evangelische Theologin
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Däninnen und Dänen zählen zu den glücklichsten Menschen der Welt. Das ergibt regelmäßig eine Untersuchung im Auftrag der Vereinten Nationen zur Zufriedenheit von Menschen in aller Welt. „Hygge“ heißt das dänische Zauberwort, was so viel bedeutet wie „sich zufrieden fühlen“ und ein entspanntes Zusammensein mit Menschen meint. Dieser dänische Lebensstil ist auch Teil der Schulkultur. Auf dem Stundenplan der Schülerinnen und Schüler stehen nicht nur Fächer wie Physik, Mathe, Englisch und Religion, sondern auch Empathie.

In der Schule lernen, mit den eigenen Emotionen richtig umzugehen

In diesem Unterricht lernen Kinder im Alter von sechs bis 16 Jahren, mit Gefühlen umzugehen - ihren eigenen und denen ihrer Mitschüler. Sie lernen, Emotionen richtig einzuordnen und sie zu kommunizieren. Zentrale Punkte im Empathie-Unterricht sind zuhören, andere ausreden lassen, sich gegenseitig respektieren. Die Mädchen und Jungen sollen lernen, auf die Bedürfnisse anderer einzugehen und gemeinsam Lösungsansätze für Probleme zu finden.

Auch der Direktor einer englischen Privatschule hat das Fach inzwischen eingeführt. Er begründet das mit einer wachsenden Empathielosigkeit unter jungen Menschen. Das führt er auf die intensive Smartphone-Nutzung und die Sozialen Medien zurück.

Zu Empathie gehören mehrere Fähigkeiten

Wie empathisch ein Mensch reagiert, ist unterschiedlich. Bei der Empathie handelt es sich auch nicht um eine einzige Fähigkeit. Es gehören verschiedene Aspekte dazu. Welche das unter anderem sind, finde ich in der Bibel. Da ist zum Beispiel die Rede von herzlichem Erbarmen, Freundlichkeit, Sanftmut und Geduld (Kolosser 3,12). Das beste Beispiel für Empathie ist Jesus. Er hat sich gut in Menschen hineinversetzt. Als ein gehörloser, sprachbehinderter Mann zu ihm gebracht wurde, spürte er wohl, dass dieser Mann vor den vielen Leuten verunsichert ist. Er heilt ihn nicht im Beisein aller, sondern führt ihn beiseite (Markus 7,31-35).

Es mag nicht immer leicht sein, Mitgefühl zu entwickeln. Aber es ist lebensnotwendig. Eine Gesellschaft, die ausschließlich auf das Ich setzt und nicht auf das Wir, hat verloren. Deshalb ist es gut, das Mit-Fühlen einzuüben – so früh wie möglich.

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