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Dann werde ich halt katholisch
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Dann werde ich halt katholisch

Clemens Weißenberger
Ein Beitrag von Clemens Weißenberger, Katholischer Pastoralreferent, Frankfurt
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Dann werde ich halt katholisch! Das wird sich August der Starke heute im Jahr 1697 gedacht haben. Denn da trat er von seiner protestantischen Konfession zum Katholizismus über. Sein Grund: Er wollte König von Polen werden. Und das ging damals nur, wenn er katholisch war. Also wechselte er flugs seine Überzeugung und Kirchenzugehörigkeit.

Einer der schillerndsten Persönlichkeiten des 17. Jahrhunderts

König von Polen wollte er werden – und damit Macht und Einfluss vergrößern. Immerhin wird er als einer der schillerndsten Persönlichkeiten beschrieben, was Pracht und Entfaltung höfischen Pomps im 17. Jahrhundert angeht. Dresden verdankt seinen Ruf als Barockstadt der Bautätigkeit von August dem Starken. Den berühmten Dresdner Zwinger hat er in Auftrag gegeben. Und seine Sammelleidenschaft war die Grundlage der berühmten Museen in Dresden. Er förderte Kunst und Musik, gab den Auftrag für eine Porzellanmanufaktur.

Schillernd auch ein anderes Detail seines Lebens: Er hatte neben seiner Ehe mehre Mätressen und uneheliche Kinder. Mehrere hundert wurden ihm angedichtet.

Für Einfluss und Macht gab er seine Überzeugung auf

Mich macht vor allem ein Punkt nachdenklich: Der Mann war anscheinend vor allem auf Einfluss und Macht aus. Und dafür gibt er einfach seine Überzeugung und seinen Glauben auf. Mein Glaube bedeutet mir viel. Und ich bin froh, den so leben zu können, wie es meiner Überzeugung entspricht. Ich bin wirklich froh, dass die Konfession heute nicht mehr die Bedeutung wie damals hat, um zum Beispiel einen Posten zu bekommen. Ich bin nur meinem Gewissen und meiner religiösen Überzeugung verpflichtet.

Dankbar, dass ich in unserem Land meine Religion frei leben kann

Ich bin dankbar, dass die Mütter und Väter des Grundgesetzes die Religionsfreiheit festgeschrieben haben. Ob bei Behörden und vor Gericht, eigentlich überall im Alltag, da ist die Religion nebensächlich. Jeder Mensch in Deutschland wird gleich angesehen. Glaube und meine Religion werden geschützt. Der Staat ermöglicht, dass ich meinen Glauben leben kann. Indem ich zum Beispiel an kirchlichen Feiertagen nicht arbeiten muss.

Als Teil der Gesellschaft sollte die Kirche keine Sonderrechte haben

Eines ist mir dabei wichtig: Die Kirche ist Teil der Gesellschaft. Deswegen müssen auch alle Rechte und Pflichten in der Gesellschaft für die Kirche gelten. Nur so kann die Kirche glaubhaft sein. Indem sie sich keine Sonderrechte geben lässt. Indem sie glaubhaft auf den Glauben an Gott verweist und den in den Mittelpunkt ihres Handelns stellt. Denn genau so eine Kirche braucht es heute. Eine, die den Menschen hilft und ihnen zum Leben verhilft. Denn um Macht und Einfluss, wie damals zu Zeiten von August dem Starken, geht es heute gottlob in der Kirche längst nicht mehr.

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