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Wieviel Kraft hat Gott?
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Wieviel Kraft hat Gott?

Andrea Seeger
Ein Beitrag von Andrea Seeger, Evangelische Theologin
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Florian ist vier Jahre alt. Mit seinen Eltern und seinen älteren Brüdern lebt er in der Schweiz. Vor kurzem hat er einen Brief geschrieben an seinen Opa in Deutschland. Das heißt, er hat seine Mutter schreiben lassen, denn er kann es noch nicht. Aber denken kann er gut und formulieren auch. Für den Schluss seines Briefes hat er ein Gebet verfasst. „Lieber Gott“, ließ er schreiben. „Uns geht es zum Glück gut. Aber vielen Menschen geht es schlecht. Bitte hilf allen, denen es nicht gut geht. Mami sagt, dass du Kraft hast.“

"Lieber Gott, ich drücke dir die Daumen!"

Und jetzt möchte er es genau wissen: „Und wie viel Kraft ist das? Tausend? Ich hoffe, ganz viel. Lieber Gott, ich drücke dir die Daumen! Liebe Grüße und Amen.“

Wie viel Kraft hat Gott?

Soweit der vierjährige Steppke. Eine gute Frage, die er da stellt: Wie viel Kraft hat Gott? Tausend? Das wäre für Florian sehr, sehr viel. Mehr als Tausend kann er sich einfach nicht vorstellen. Gott ist sehr mächtig, hat der Opa geantwortet, hat viel mehr Kraft als Tausend.

Furcht kann apathisch machen und Unruhe stiften

Und Gott behält die Kraft nicht für sich. Er gibt sie weiter. In der Bibel steht: „Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit." Kein Geist der Furcht. Das hört sich gut an. Furcht erfüllt zwar einerseits einen guten biologischen Zweck: sie erhöht die Wachsamkeit, steigert die Einsatzbereitschaft, das Tempo und die Ausdauer. Aber Furcht kann andererseits auch apathisch machen und Unruhe stiften.

Kraft haben, kann vieles bedeuten

Dann doch lieber die Kraft. Darunter verstehe ich nicht körperliche Überlegenheit im Sinne von Kraftmeierei, so, als wenn jemand munter drauf losschlägt. Für mich hat es mehr mit Bewegung zu tun, Power mit Esprit gepaart. Einen solchen dynamischen, kraftvollen Menschen stelle ich mir vor mit Phantasie und Ideen. Er verbindet seine Kreativität mit der Fähigkeit, sie in Taten umzusetzen. Die Besonnenheit kommt dazu. Er legt also nicht blindlings los, sondern wägt Vor- und Nachteile ab. Dabei leitet ihn die Liebe. Es soll ihm und anderen zum Besten dienen, was er tut.

Gott schenkt uns Kraft, Liebe und Besonnenheit

Florians Opa versichert seinem Enkel: Wir müssen uns nicht fürchten. Gott schenkt uns Kraft, Liebe und Besonnenheit. Wir sind stark, wir setzen uns ein für andere – je mehr wir sind, desto besser. Wir können von dem, was wir haben, etwas abgeben.

Der Vierjährige ist nicht allein mit seinem Gebet für andere. Auch sein Opa ist dabei. Er betet jetzt so wie sein Enkel: „Lieber Gott, hilf allen, denen es nicht gut geht! Ich drück dir die Daumen. Amen!“

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