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Gott gibt uns Kraft (Dietrich Bonhoeffer)
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Gott gibt uns Kraft (Dietrich Bonhoeffer)

Uwe Groß
Ein Beitrag von Uwe Groß, Katholischer Diakon, Pfarrei St. Peter und Paul, Wiesbaden
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Von Dietrich Bonhoeffer stammt folgendes Bekenntnis: „Ich glaube, dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will. Dafür braucht er Menschen, die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen.  Ich glaube, dass Gott uns in jeder Notlage soviel Widerstandskraft geben will, wie wir brauchen. Aber er gibt sie nicht im voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst, sondern allein auf ihn verlassen. In solchem Glauben müsste alle Angst vor der Zukunft überwunden sein.“ (Widerstand und Ergebung, 22) Diese Zeilen hat der evangelische Theologe Bonhoeffer aus einem Gefängnis in Berlin 1943 geschrieben. Er war dort wegen Widerstands gegen das Nazi- Regime inhaftiert. Und dort im Gefängnis formuliert er eine wichtige Erfahrung:  Gott wirkt in meinem Leben, auch wenn es dunkle Zeiten gibt. Er kann aus Bösem Gutes entstehen lassen. Gott gibt mir Kraft, wenn ich sie brauche.  Kaum zu glauben: Da sitzt jemand im Gefängnis – muss mit allem rechnen, und doch glaubt er an einen Weg Gottes hindurch. „Gott will aus dem Bösen – Gutes entstehen lassen“, schreibt er. Die Erfahrung habe ich auch schon gemacht, wenn auch nicht so heftig wie Dietrich Bonhoeffer.

Ich habe erfahren, dass eine Krankheit mich ziemlich aus der Bahn geworfen hat. Die Zeit im Krankenhaus wurde aber eine gute Zeit für mich. Ich habe über vieles nachgedacht, was so schief läuft bei mir: Zum ersten Mal habe ich für mich verstanden, dass Krankheit auch einen Sinn haben kann. Ich glaube nicht, dass das so sein muss: Krankheiten können Menschen auch verzweifeln lassen. Aber oft habe ich auch schon gehört, wie Menschen durch eine Krise ihr Leben mit neuen Augen sehen. Bonhoeffer schreibt: „Gott gibt uns soviel Kraft wie wir brauchen“. Ich habe auch erfahren, dass mir damals im Krankenhaus Kräfte zugewachsen sind, an die ich nicht geglaubt habe. Diese Erfahrung hat mir gezeigt: Es ist nicht umsonst, wenn ich Gott um Kraft bitte. Ich weiß, dass nicht alle Dinge so kommen, wie ich es will, aber ich bete darum, dass Gott mich nicht überfordert und mir Kraft schenkt. Bonhoeffer  schreibt: „Gott braucht Menschen,  die sich alles zum Besten dienen lassen“. Ich verstehe das so: Was im Leben auf mich zukommt, das will ich annehmen und gestalten. Die Frage: Warum grade ich? Warum musste ich diese Krankheit bekommen? Warum musste es bei mir zur Trennung kommen? Warum läuft bei mir grad alles schief? Diese Fragen bringen mich nicht weiter. Ich finde keine Antwort. Im Glauben aber sieht Bonhoeffer die Antwort. Gott hat mit mir eine Geschichte. Die wirft mich manchmal aus der Bahn, aber ich bekomme auch wieder Kraft. „In solchem Glauben müsste alle Angst vor der Zukunft  überwunden sein,“ meint Bonhoeffer. Ich gebe zu: Ich erstarre manchmal fast vor Kleinglauben. Und ich wünsche mir mehr von dieser Kraft, von diesem Glauben, dass Gott auch in schwierigen Lebensphasen bei mir alles zum Besten führt. Menschen wie Bonhoeffer machen mir Mut daran zu glauben: Gott ist bei mir, gerade auch in schwierigen Zeiten.

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