Mit einem Apfel fing es an
Wenn man sie lässt, dann reden sie richtig mit uns, die Smartphones, die Tablets, die Computer. Die Stimmen heißen Siri, Alexa, Cortana oder Google Now. Sie tun, was wir wollen. Sie beraten und unterstützen uns. Irgendwie kann man glatt den Eindruck gewinnen: Sie mögen uns.
Aber Sascha Lobo, ein Guru der IT-Branche, prophezeit: Sie und ich werden in fünf Jahren die Hälfte des Tages garantiert nicht mehr tun, was wir wollen, sondern was uns eine Maschine vorschreibt. Und, so sagt Sascha Lobo, wir werden nicht dagegen aufbegehren. Denn unmündig sein und sich sagen lassen, was man machen soll, ist doch viel einfacher.
Unverblümt nennt die Branche diese Technik „Nanny Tech“, technisches Kindermädchen. Kindermädchen sind dazu da, die lieben, dummen Kleinen sanft, aber bestimmt in die Richtung zu ziehen, die das Kindermädchen will. Kindermädchen haben da ihre Tricks. Klar ist es bequem, sich an die Hand nehmen zu lassen. Aber die Schmeichel-Stimmen der Smartphones und Tablets sind ja keine Menschen, sondern Maschinen, die unsere Verhaltensweisen erforschen. Wir sollen immer besser gelenkt werden.
Irgendwie wusste ich das schon oder habe es geahnt. Trotzdem geht es immer schneller, dass ich und die Leute um mich herum uns digital bevormunden lassen. Warum lassen wir das mit uns machen? Ich fürchte, weil wir bequem sind. Der Mensch nimmt, was am einfachsten ist. Und verschenkt viele Möglichkeiten, bei denen man aber hätte nachdenken müssen.
Es gibt da eine uralte Geschichte in der Bibel. Angeblich hat der Adam in den Apfel gebissen, weil er so schön aussah, und weil die Schlange ihm und Eva sensationelle neue Möglichkeiten versprochen hat. Das war dann das Ende der großen Freiheit im Paradies. Jedenfalls, mit Siri, Alexa, Cortana und den anderen werde ich vorerst kein Wort reden. Bis auf Weiteres. Und wenn sie mir einen Apple anbieten.