Vor 25 Jahren: Putsch im Kreml gescheitert
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Vor 25 Jahren: Putsch im Kreml gescheitert

Christoph Wildfang
Ein Beitrag von Christoph Wildfang, Evangelischer Pfarrer, Arnoldshain

Heute vor 25 Jahren hat das russische Militär gegen Gorbatschows „Glasnost und Perestroika“ geputscht. Das mächtige Sowjetreich wollte unter Michael Gorbatschow und Boris Jelzin den neuen liberalen Kurs beibehalten. Dagegen putschten oberste Militärs mit ihren Armeeeinheiten. Sie setzten Gorbatschow in seinem Feriendomizil fest und ließen in Moskau Panzerkolonnen durch die Stadt rollen. Sie hoben alle Bürgerrechte auf.

Doch die Generäle hatten nicht mit dem Widerstand der Moskowiter gerechnet. Hunderttausende bevölkerten die Straßen Moskaus. Schützten das Parlamentsgebäude. Es gab Tote. Nach zwei Tagen triumphiert Boris Jelzin über den Panzerkommunismus. Ich kann mich noch gut an die Fernsehbilder erinnern. Wie Jelzin zu Tausenden vor dem russischen Parlament spricht. Er verkündet: Die Putschisten sind geflohen. Die noch junge Demokratie hat gesiegt. Es wird keinen Weg zurück zu einem altstalinistischen Sowjetreich geben. Für mich waren das Hoffnungsbilder. Das Gute siegt. Wenn auch manchmal mit einem langen Atem. Die Moskowiter waren mutig. Es war nicht klar, wie das ausging. Die Moskowiter hätten sich ja auch in ihr Privatleben zurückziehen können. Statt auf die Straße zu gehen, hätten sie im Fernsehen etwas Nettes sehen können. Hätten so tun können, als ob es sie nichts anginge. Haben sie aber nicht. Was dann nach einem Putschversuch kommt, das ist freilich eine andere Sache.

Einstehen für die Demokratie ist gut. Auch bei uns. Wir leben Gott sei Dank schon so lange in einem freien, friedlichen und toleranten Land. Jeder kann hier auf die Straße gehen. Und auch eine mir unangenehme Meinung wird durch das Demonstrationsrecht geschützt. Konkret von der Polizei beschützt. Ob mir persönlich das angenehm ist oder nicht. Ob ich den Kopf schüttele oder gedanklich zustimme. Es gehört schon etwas Mut dazu, seine Meinung offen zu zeigen, eben zu demonstrieren. Ich frage mich, für welche Werte ich aufstehe. Ich werde Werte wie Nächstenliebe, Toleranz, Offenheit, die mir persönlich als Christ wichtig sind, engagiert bezeugen. Es ist gut. Und einfach. Viel einfacher als vor 25 Jahren in Moskau.

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