"Made in Germany"

"Made in Germany"

Dr. Peter Kristen
Ein Beitrag von Dr. Peter Kristen, Evangelischer Pfarrer und Studienleiter, Religionspädagogisches Institut Darmstadt

Mit Stolz sind viele bis vor kurzem in einen VW eingestiegen, haben vielleicht bei der Deutschen Bank einen Kredit aufgenommen, oder sich über die Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland gefreut. Verlässlich und ehrlich hat sich das angefühlt. „Made in Germany“, dem Label hat man vertraut, bei uns und in der Welt.

Jetzt steht „Made in Germany“ auch für Abgasmanipulation bei VW, fast sechstausend Prozesse gegen die Deutsche Bank und beim DFB für den Verdacht der „Steuerhinterziehung in einem besonders schweren Fall“.

Es geht längst nicht mehr nur darum, den wirtschaftlichen Schaden in Grenzen zu halten. Es geht darum, wie sich nach alledem Vertrauen zurückgewinnen lässt. Vertrauen ist schnell zerstört, aber es entsteht nur langsam neu, auf dem Fundament der Wahrheit. Einen Weg dahin zeigt die Bibel auf und nennt ihn Buße oder Umkehr.

Mit Scham und Erschrecken fängt es an: Ich erkenne an: Ich habe Regeln gebrochen und Werte missachtet. Womöglich sogar die, die eigentlich auch meine sind. Weil ich es bereue, weil ich wünschte, es besser gemacht zu haben, fange ich an, mit mir selbst und mit anderen ehrlich zu werden, restlos ehrlich.

Ich bitte um Entschuldigung, denn ich bin wirklich entschlossen, umzukehren und den alten Weg nicht weiterzugehen. So kann auf dem Weg der Buße neues Vertrauen entstehen. Für Führungskräfte und Firmen ist das nicht nur ein innerer Weg. Er schließt ein, dass Politik und Justiz nach Recht und Gesetz aufklären und im Fall des Falles auch verurteilen.

Ziemlich verbeult kommt „Made in Germany“ im Augenblick daher. Da sind nicht nur die vermuteten Straftäter, die großen Schaden angerichtet haben, für die Menschen in ihrem Unternehmen und für die Umwelt. Zu befürchten ist: Manche, die von Amts wegen Banken und Abgase kontrollieren sollen, waren lange geblendet vom Glanz des Erfolgs. Und schließlich war auch ich selbst wohl zu unkritisch und naiv, zu gerne bereit anzunehmen, dass Deutschlands Aushängeschilder das schon im Griff haben.

Ob es Fehler sind, die mir in meinem Leben passieren, oder echte Straftaten: neues Vertrauen wächst auf dem Weg der Buße. Er beginnt mit der Wahrheit.

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