Wer darf rein – wer darf raus? Weihnachten ist das Fest der offenen Türen
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Wer darf rein – wer darf raus? Weihnachten ist das Fest der offenen Türen

Dr. Ursula Schoen
Ein Beitrag von Dr. Ursula Schoen, Prodekanin, Evangelisches Stadtdekanat Frankfurt

Wunderbar leuchtet die Schneelandschaft. Die Berge liegen im bläulichen Abendschein und ganz in der Ferne leuchtet ein Licht in einer Hütte. – Ein Werbeplakat im Frankfurter Hauptbahnhof. Darauf steht: Verbringen sie einmal im Leben Weihnachten im Schnee! Das ist alles ist ziemlich kitschig. Und doch ertappe ich mich bei dem Gedanken: Schön wäre’s, jetzt von draußen zu kommen und in eines dieser Häuser einzutreten. Licht und Wärme, Ruhe und Gemütlichkeit um sich zu spüren.

Die Weihnachtswerbelandschaft spielt mit den Gegensätzen von Kälte und Wärme, von Drinnen und Draußen. Besonders wichtig sind Türen, die sich öffnen, um einzutreten. Sie weckt Sehnsucht nach Geborgenheit und Sicherheit.

Genau um diese Sehnsucht geht es in der christlichen Weihnachtsbotschaft:

„Heut schleußt er wieder auf die Tür zum schönen Paradeis. Der Cherub steht nicht mehr dafür, Gottes sei Lob, Ehr und Preis“ heißt es in einem alten Weihnachtslied. Dieser Liedvers sagt: Durch die Geburt Jesu hat sich die Tür zum Paradies wieder geöffnet. Sie wird nicht mehr von einem Engel mit Schwert bewacht, wie es am Ende der Geschichte von der Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies heißt. Sie steht nun offen und lädt ein zum Eintreten. Gott sorgt dafür, dass sich Türen für uns öffnen, innere und äußere. Dass ein kein Drinnen und Draußen mehr gibt, sondern Durchgang und Verbindung möglich wird. Ein schöner, hoffnungsvoller Gedanke.

Der Alltag sieht anders aus: Wer darf raus, wer darf rein? Diese Fragen werden ja in täglich in unserer Umwelt durchbuchstabiert: Wie viele Flüchtlinge des syrischen Bürgerkrieges dürfen hierher kommen? Wann kriegen Zuwanderer aus Osteuropa Zugang zu Kindergeld und Krankenversorgung? Darf der geschiedene Vater in die Wohnung, um die eigenen Kinder zu sehen?

Die verschlossene Tür, das ist unser Alltag. In ihr spiegeln sich auch unsere Ängste, dass es knapp werden könnte, wenn wir alle einladen. Dass wir die Übersicht verlieren, wenn Fremde kommen und dass wir ausgenützt werden, wenn wir zu freundlich sind.

Heute an Weihnachten steht die offene Tür im Mittelpunkt. Es ist die Tür, die Gott für uns und alle Menschen öffnet. Über diese Tür heißt ganz am Ende der Bibel in der Offenbarung des Johannes: Ich habe vor dir eine Tür geöffnet, die niemand schießen kann. Durch Jesus, das Kind in der Krippe und der Bote des Reiches Gottes, wird die Einladung ausgesprochen: Tritt ein in mein Reich! Wo immer wir selbst für andere Türen öffnen, fällt der Glanz dieses Reiches in die Welt.

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