Nur wer Respekt vor dem Höchsten hat, kann zu Gott beten

Nur wer Respekt vor dem Höchsten hat, kann zu Gott beten

Ein Beitrag von Helwig Wegner-Nord, Evangelischer Pfarrer, Frankfurt

In den USA hat ein Mann neulich Probleme wegen seines Namens bekommen. Der 26jährige heißt, allen Ernstes: God Gazarov. Er sagt, das sei schon der Name seines russischen Großvaters gewesen, und für ihn sei das völlig in Ordnung, wie sein Opa zu heißen, eben: Gott. Beim amerikanischen Kreditunternehmen ‚Equifax‘ dagegen streikt regelmäßig die Datenverarbeitung, wenn man God als Vornamen eingibt. Und darum hat God Gazarov Schwierigkeiten, sich bei Banken Geld zu leihen. Das ist eine lustige Geschichte, die es immerhin bis zu einer Zeitungsnotiz in der New York Times gebracht hat.

Dass Gott in unserer kommerziellen Welt nicht kreditwürdig erscheint, klingt fast wie eine theologische Pointe. Wer weiß, ob Gott am Ende das Geld wieder zurückzahlt?! Vielleicht hat er das Kapital einfach verplempert, den Armen geschenkt, an Witwen und Waisen verteilt? Und dann sitzt der Kreditgeber da und muss sehen, wo er bleibt.

Mir ist aber noch etwas anderes durch den Kopf gegangen, als ich davon gelesen habe, dass diese amerikanische Datenverarbeitung den Namen ‚God‘ nicht akzeptiert hat. Wir haben einen ziemlich lässigen Umgang mit dem Wort ‚Gott‘. In unserer aufgeklärten säkularen Welt gibt es gar kein Wort für Gott, das uns zögern lässt, es auszusprechen. Wo ist das Heilige geblieben? Gibt es noch eine Ehrfurcht vor dem Höchsten?

In der jüdischen Tradition hat sich das erhalten: selbst wenn der Gottesname in einem biblischen Text vorkommt, wird er beim Lesen nicht ausgesprochen, sondern ersetzt. Man buchstabiert beispielsweise einfach die Konsonanten des hebräischen Gottesnamens: Jod-He-Waw-He. Oder sagt schlicht: ‚der Ewige‘. So groß ist der Respekt vor der göttlichen Welt und vor dem Namen Gottes, dass alles unternommen wird, ihn nicht zu missbrauchen und falsch zu verwenden oder auch nur achtlos auszusprechen.

Wäre eigentlich schön, wir würden ein wenig davon wieder zurück gewinnen. Würden unsere Worte ein bisschen angemessener und respektvoller wählen, wenn es um Gott geht. Vielleicht würden wir dann auch ernsthafter damit rechnen, dass man Gott im Gebet anrufen kann. So gesehen ist mir die Datenverarbeitung bei dem amerikanischen Kreditunternehmen, die beim Namen God streikt, irgendwie sympathisch.

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