Jesus war selbst ein Jeck
Fasching und christlicher Glaube, das passt gar nicht zusammen. Dachte unsere Autorin Anne-Katrin Helms immer. Bis sie eine Pfarrerin aus dem Rheinland kennenlernte, die behauptet: Jesus war selbst ein Jeck.
Klar, kann man jetzt denken. Rheinländerinnen und Rheinländer drehen alles so lange, bis es zu Karneval passt. Aber es gibt handfeste Gründe in der Bibel dafür zu sagen: Jesus, der Narr. Warum, darüber spricht Anne-Katrin Helms im hr2 Zuspruch am 22. Februar.
Aufsichtsräte stürmen
Am Donnerstag mit Weiberfastnacht beginnt die Hoch-Zeit des Straßenkarnevals. Männer verkleiden sich als Frauen, Frauen als Superhelden, Mädchen als Prinzessinnen und Jungs als Piraten. Ob Fastnacht, Fasching oder Karneval, das Grundprinzip lautet: die Welt auf den Kopf stellen, die Verhältnisse umdrehen.
An Weiberfastnacht führen die Frauen dort das Regiment, wo überwiegend Männer bestimmen. Parität herrscht nach wie vor nicht in allen Rathäusern und Parlamenten. Noch viel dringender müssten die Frauen die Aufsichtsräte von Banken und Unternehmen stürmen.
Entwaffnende Blöße ist der beste Schutz
Die Tradition geht bis ins Mittelalter zurück, als Männer das Sagen und Frauen das Nachsehen hatten. Da galt es als verkehrte Welt, wenn an Weiberfastnacht die Frauen den Stadtrat besetzten.
Der Brauch, dass Frauen an diesem Donnerstag Männern die Krawatte abschneiden und damit ein Symbol ihrer Macht stutzen, kam erst ab Mitte des 20. Jahrhunderts auf.
Inzwischen haben immer mehr Männer begriffen, dass entwaffnende Blöße der beste Schutz ist. Sie haben auch sonst im Jahr die Krawatte ausrangiert, präsentieren ihren Kragen ohne und bieten keine Angriffsfläche mehr.
Nachholbedarf
"Frauen an die Macht!" Da gibt es Nachholbedarf - trotz Frauen im Kanzleramt und an der Spitze der Europäischen Zentralbank. Hinter dem närrischen Treiben an Weiberfastnacht steckt eine ernste Forderung, sagt Andrea Weitzel im hr2 Zuspruch vom 28. Februar 2019. Sie weiß, wie nötig Frauen-Power ist: Sie ist katholische Schulseelsorgerin an einer Mädchen-Realschule in Hanau.
Purim, das jüdische Verkleidungsfest
Die Geschichte einer starken Frau gehört zu Purim, dem jüdischen Verkleidungsfest. Da wollen alle so sein wie die mutige Königin Esther aus der hebräischen Bibel.
Auch Purim ist ein Tag, an dem alles anders ist: Aus Verfolgten werden Geschützte. Aus einer Frau, die bislang ihren Glauben versteckt hat, wird eine glaubensstarke, strahlende Königin, die ihr Volk rettet. Und aus einem bis dahin unbedachten Herrscher wird ein König, der aus Liebe handelt.
Mehr zu Purim, das dieses Jahr am 10. März stattfindet, und der Geschichte von Königin Esther erfahren Sie im hr2 Zuspruch am 21. Februar von Anne-Katrin Helms.
Die Oma im Bett auf dem Traktor-Anhänger
Unsere Autorin Stephanie Rieth liebt es, sich erst ins Kostüm und dann ins Getümmel zu werfen. Eine ihrer ersten Kindheitserinnerungen an Fastnacht ist ein Bild von ihrer Oma. Sie lag im Nachthemd und mit einer Schlafmütze auf dem Kopf in einem großen Bett, das auf einem Anhänger von einem Traktor durch ihr Heimatdorf gefahren wurde.
Stephanie Rieth findet es bis heute klasse, dass ihre Großmutter sich das getraut hat und dass sie mit all den anderen Leuten über sich selbst lachen konnte. Das macht für sie Fastnacht aus: Das Leben nicht so schwer und sich selbst nicht so wichtig nehmen.
Sich sogar zum Narren machen und dadurch anderen eine Brücke bauen zu mehr Gelassenheit und Freude im Leben. Dazu ihre hr1 Sonntagsgedanken vom Fastnachtssonntag 2018.
"Föllsch foll hinein!"
Jede Region pflegt ihre Eigenart, um jeck, toll oder närrisch zu sein. Christoph Wildfang kennt die "Arnoldshainer Krakeler". In Fulda ruft man nicht Alaaf oder Helau, sondern "Föllsch foll hinein!". Bernd Spriesterbach erzählt im hr4 Übrigens, was dahintersteckt.
Nochmal austoben, bevor's ernst wird
Karneval, Fastnacht, Fasching - die Namen für die fünfte Jahreszeit kommen von der christlichen Fastenzeit. Karneval lässt sich übersetzen mit "Fleisch ade". Fastnacht ist die Nacht vor dem großen Fasten ab Aschermittwoch. Fasching kommt ursprünglich vom letzten Ausschank, bevor viele bis Ostern sieben Wochen ohne Alkohol praktizieren.