Geschichte wiederholt sich doch
Oft passieren Gespräche nebenbei. Am Marktstand oder am Wegesrand. Deborah weiß das. Deshalb trifft man sie nicht dort, wo die anderen Juristen sind. Sie hat sich einen Platz draußen gesucht. Da, wo viele Leute vorbeikommen. Wer bei ihr stehenbleibt, kann das beiläufig tun. Es ist nicht so auffällig, wie zu einem Rechtsanwalt zu gehen oder in eine Beratungsstelle.
Rasch hat es sich rumgesprochen, wo man sie findet. Sie ist eine gute Zuhörerin und weiß Rat. Deborah erklärt nicht einfach die Welt. Sie fragt nach und macht Vorschläge. Sie berät sich mit denen, die zu ihr kommen. Egal, wer gerade vor ihr steht: Sie ist respektvoll und behandelt alle gleich.
Richterin vor 3000 Jahren
Deborahs Geschichte klingt modern, aber sie ist uralt. Das Buch Richter erzählt von ihr in der hebräischen Bibel (nach Richter 4). Vor etwa 3000 Jahren waren Richter die Obersten im Volk Israel. Sie schlichteten Streit und trafen wichtige Entscheidungen.
Deborah war die einzige Frau, die diese bedeutende Rolle einnahm. Und damals wie heute agieren Frauen an manchen Stellen anders als Männer. Deborah sitzt eben nicht im Stadttor, wo jeder kritisch beäugt wird, der sie aufsucht. Sie hat sich einen unverdächtigen Platz gesucht. Unter einer Palme, wo sowieso viele vorbeikommen. Auf Augenhöhe, nicht von oben herab – das charakterisiert sie.
Deborah hilft auch direkt
Eine weitere Besonderheit wird über sie berichtet: Sie gibt nicht nur Ratschläge, sie hilft auch direkt. Als sie um Beistand in einem Kampf gebeten wird, begleitet sie den Heerführer. Nur eine Bitte hat sie: Die Namen der Frauen, die mitwirken, sollen nicht verschwiegen werden. Damit ist Deborah eine der ersten modernen Leiterinnen. Mit eigenem Stil, zugewandt und zugleich selbstbewusst. Deshalb wird ihr Name bis heute genannt.