Du sollst Dir kein Bildnis machen!
Rita ist schon ewig mit unserer Familie befreundet. Und sie hat einen besonderen Job: Sie arbeitet in einem Sozialzentrum. Dort kommen Menschen aus aller Welt vorbei – und Rita kümmert sich um sie. Für sie ist das Alltag: verschiedene Sprachen, unterschiedliche Traditionen, viele Geschichten.
Gut vorbereitet auf die unterschiedlichen Besucher
Damit das klappt, bereitet sie sich vor: Sie informiert sich über Sitten und Gebräuche und organisiert gern auch das passende Essen für die Besucher. Neulich waren finnische Gäste angekündigt. Darauf hat sich Rita besonders gefreut. Sie besorgte finnisches Brot und kochte – weil es in Finnland so üblich ist – jede Menge Kaffee.
Manchmal passen die Bilder in unserem Kopf nicht zur Wirklichkeit
Als sie die Gäste im Foyer abholen will, stutzt sie. In der Lobby saßen nur asiatisch aussehende Menschen. Wo sind die Finnen? Gab es etwa Probleme bei der Anreise? Doch dann klärt sich alles: Die Neuankömmlinge sind tatsächlich Finnen – Sie haben asiatische Wurzeln, aber sie sind Finnen, ohne Frage. Sie sehen einfach nur anders aus, als Rita es erwartet hatte. Rita merkt: Ihr Bild im Kopf passt nicht zur Wirklichkeit. So geht es uns oft.
Max Frisch, der Schriftsteller hat dies Phänomen auf Beziehungen übertragen und schreibt: „Man macht sich ein Bildnis. Das ist das Lieblose, der Verrat“. Und es geht selten gut: Jemanden auf meine eigenen Wünsche hin festzulegen. Am Ende bin ich enttäuscht oder wie Rita ziemlich überrascht.
Wie ist unser Bild von Gott?
Und das gilt auch für unser Bild von Gott. Da ist es auch gut, ihm nicht unsere eigenen Vorstellungen überzustülpen. Er ist sicher ganz anders, als wir denken – und genau das ist erfrischend.