hr4 ÜBRIGENS
hr4
Vogler, Marcus

Ein Sendung von

Leitender katholischer Pfarrer der Pfarrei St. Bonifatius Amöneburger Land

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Das eigene Zeitmanagement

Kennen Sie das? Der Tag ist noch gar nicht richtig gestartet, und trotzdem haben Sie das Gefühl, schon hinterherzuhinken. Schnell unter die Dusche, zwischendurch Nachrichten checken, Kaffee im Gehen - und während Sie sich anziehen, planen Sie gedanklich schon den Abend. Zeit ist heute ein kostbares Gut – und oft scheint sie uns zu entgleiten wie Sand zwischen den Fingern. Viele Ratgeber versprechen: Mit der richtigen Technik, der passenden App, ein bisschen Disziplin – schon haben wir alles im Griff. Ja: Listen schreiben, Prioritäten setzen, Pausen einplanen – das hilft. Aber gutes Zeitmanagement beginnt nicht im Terminkalender. Es beginnt im Herzen.

Nicht mehr Zeit investieren, sondern sie sinnvoller einsetzen

Denn die eigentliche Frage ist nicht: Wie kriege ich noch mehr unter? Sondern: Was ist wirklich wichtig? Was darf auf keinen Fall fehlen – auch wenn nicht alles klappt? Und was raubt mir eigentlich Zeit, ohne dass es mir etwas gibt? In Psalm 90 betet ein Mensch: „Lehre uns, unsere Tage zu zählen, damit wir ein weises Herz erlangen.“ Ein weises Herz – das ist mehr als ein kluger Kopf. Es ist die Fähigkeit, das Wesentliche vom Nebensächlichen zu unterscheiden. Die Kunst, bewusst zu leben – statt nur durchzuhalten. Es geht also nicht nur um Effizienz, sondern um Weisheit. Um ein Leben, das Sinn hat. Das Raum lässt für das, was nährt: Begegnung. Stille. Gebet. Lachen. Liebe.

Vielleicht liegt das bessere Zeitmanagement nicht im Noch-schneller-Werden, sondern im Aufmerken: Wo läuft mein Leben hin? Und wofür will ich meine Zeit wirklich einsetzen? Was trägt mich? Was will ich heute nicht verpassen? Vielleicht ist es ein gutes Wort. Ein Moment der Dankbarkeit. Ein stilles Gebet zwischen zwei Aufgaben. Zeit kann man nicht sparen – aber man kann sie gut investieren. Am besten in das, was bleibt.