hr4 ÜBRIGENS
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Nüchter, Ayleen

Eine Sendung von

Katholische Gemeindereferentin im Pastoralverbund St. Benedikt Hünfelder Land

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Reisesegen

Immer wenn ich mich auf Reisen begebe, komme ich bei der Verabschiedung um eine feste Umarmung mit meiner Mutter nicht herum. Auch wenn es nur ein paar Tage sind, die ich unterwegs sein werde. Jedes Mal drückt sie mich dann so energisch, als würde sie mich nicht wieder loslassen wollen. Dann flüstert sie mir stets dieselben Worte ins Ohr: „Ayleen, wenn etwas passiert: Ruf an, ich hol Dich ab.“

Ich kenne das schon. Schon als ich klein war und es zur Klassenfahrt nach Ungarn ging, hat sie mir diese Ermutigung auf den Weg gegeben. Ebenso, als ich das erste Mal allein mit dem Zug zum Studium nach Paderborn fuhr. Oder auf dem Flughafen, als ich mit meinem Verlobten zu einer Reise nach Griechenland aufbrechen wollte. „Du weißt ja: Wenn etwas ist, ruf an, ich komm und hol Dich ab.“

Nun bin ich alt genug, um auf mich selbst aufpassen zu können. Dennoch: Ohne dieses Ritual ist eine Verabschiedung für uns beide offenbar nicht rund. Innerlich muss ich dabei immer schmunzeln. Ob sie das wirklich ernst meint mit dem Abholen? „Wenn irgendwas passiert, ruf an, ich hol Dich ab.“

Es geht um etwas ganz anderes …

Erst als Erwachsene habe ich gemerkt, dass es um etwas ganz anderes geht als ums Anrufen und Abholen. Eigentlich meint meine Mutter: „Egal, wo Du bist, im Herzen und in Gedanken bin ich immer bei Dir. Und bis zum Wiedersehen halte Gott Dich so fest in seinen Armen, wie er nur kann.“ Ein Segenswort, das über weite Strecken und selbst über einen Ozean hinweg mir versichern soll: „Ich bleibe Dir nahe“. Auch wenn wir durch Deine Reise räumlich getrennt sind: irgendwie bleiben wir beide auch über ferne Distanzen verbunden. Vielleicht sind Mamas Worte eine moderne Form des Reisesegens. Ich wünsche Ihnen, wenn Sie in den Ferien wegfahren, diesen Segen.