hr4 ÜBRIGENS
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Brüning, Dr. Barbara

Eine Sendung von

Katholische Journalistin, Autorin und Systemische Familienberaterin, Frankfurt

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Zeichen sind von Menschen gemacht

Als ich vor ein paar Tagen mit dem Fahrrad durch Frankfurt gefahren bin, war ich in bester Stimmung, denn hinter mir lag ein richtig guter Tag. Auf der Strecke am Main entlang hab ich kurz in den Himmel geschaut. Da ist mir aufgefallen: Die Wolken hatten die Form von Herzen! Ein Zeichen für mich, hab ich mir gedacht. Der ganze Himmel voller Liebe und Lebensfreude. Genauso fühl ich mich gerade.

Aufmerksam für Zeichen am Himmel oder am Boden

Ich denke, das ist sehr menschlich: Zeichen sind unser Ding. Seien es Straßenschilder oder Schriftzeichen, Wolken am Himmel oder Sirenen in den Straßen: All das bedeutet etwas. Und manchmal beziehen wir es auch auf uns selbst.

„Dunkle“ Zeichen können unsere schlechte Stimmung verstärken 

Wenn es mir gut geht, ist das ja in Ordnung. Geht es mir aber schlecht, dann kann es schnell mal ganz anders aussehen. Einmal bin ich mit einem schlechten Gewissen nach Hause gefahren. Als es dann angefangen hat zu donnern, hab ich tatsächlich gedacht: Oh je. Da ist jemand sauer auf mich. Natürlich glaube ich das nicht wirklich. Aber trotzdem kann es meine Stimmung verstärken.

Schon haben wir einen schönen Streit im Anmarsch

Und wenn ich dann nach Hause komme und das Frühstücksgeschirr ist nicht abgeräumt, dann kommt schon mal der Gedanke: Das hat er extra für dich stehen gelassen. Und schon haben wir einen schönen Streit im Anmarsch.

Wir Menschen sind es, die den Dingen Bedeutung geben

Die Fähigkeit, Dinge als Zeichen zu deuten, kann unglaublich hilfreich sein. Aber sie hat eben auch zwei Seiten und kann ganz schön runterziehen. Manchmal ist es wirklich wertvoll, sich darüber klar zu werden: Eine Tasse auf einem Tisch ist nichts als eine Tasse auf einem Tisch. Ein Kreuz, das sind zwei Striche. Und sie sprechen nicht zu mir. Wir Menschen sind es, die den Dingen Bedeutung geben. So wie in einer Kirche jede Farbe, jede Form, jede Figur eine Bedeutung hat. Weil die Glaubensgemeinschaft das über Jahrhunderte so festgelegt hat. Unser Tun wird nicht von irgendeiner Instanz kommentiert, indem sie Kreuze oder Herzen an den Himmel malt. Mich immer wieder daran zu erinnern – das entlastet mich.