hr4 ÜBRIGENS
hr4
Nobiling, Klaus

Eine Sendung von

Evangelischer Pfarrer im Kirchspiel Lichtenfels-Goddelsheim

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Unkraut

Mein Nachbar hat Humor. An seinem Gartenzaun hängt ein Schild mit dem Aufdruck: „Unkraut zum Selberpflücken abzugeben“

Er lehnt dagegen, prostet mir zu und sagt: „Komisch, heute ist wieder keiner gekommen!“

Ungeliebtes Unkraut

Er muss also selbst ran. Den ganzen Tag kratzt er gebückt das Unkraut aus allen möglichen Ecken. Es wächst überall.

Wenn ich in meinem Garten etwas ernten will, komm ich um Unkrautrupfen nicht drum rum.

Eine mühsame Arbeit ist das, die mir offensichtlich keiner abnimmt.
Das gilt für meinen Garten. Das gilt auch für mich.

Geistiges Unkraut

Manchmal habe ich böse Gedanken. Manchmal fälle ich schnell schlechte Urteile über andere. Manchmal verrenne ich mich in Meinungen, die schlecht sind. Ich weiß das, aber es ist wie mit dem Unkraut: Es wächst immer wieder und kommt an allen möglichen Ecken hervor.

Ein alter Lehrer von mir sagte bei solchen Gelegenheiten: „Das ist geistiges Unkraut. Das müssen sie an der Wurzel greifen und aus dem Kopf rausreißen!“

An diesen Spruch erinnere ich mich oft. Je älter ich werde, desto mehr stimme ich ihm zu. Es gibt schlechte Gedanken, die mich quälen, böse Meinungen, die sich in meinem Kopf festsetzen. Es ist notwendig, so etwas rauszureißen.
Das ist mühsam, nimmt mir aber keiner ab.

Unkraut ausreissen - im Garten und im Kopf

Unkraut wächst halt immer wieder. Das bedeutet für mich aber nicht, dass ich mich damit abfinden möchte. Im Garten und im Denken nicht! Und dabei hilft mir auch, wie Gott über uns denkt: Er sagt: „Ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe, Gedanken des Friedens und nicht des Leides“ (Jeremia, 29,11)

Daran will ich mich orientieren und Gedanken, die Unfrieden bringen, ausreißen. Und wo es mir nicht gelingt, bin ich sicher: Wenn ich Gott darum bitte, hilft er mir.