hr4 ÜBRIGENS
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Häbel, Dr. Ulf

Eine Sendung von

Evangelischer Pfarrer, Laubach-Freienseen

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Mit etwas Hilfe auf dem Traktor

Wir haben in unserem Dorf einen Naturkindergarten. Die Kinder sind draußen bei Wind und Wetter, in Pfützen und Matsch. Zum Kindergarten gehört ein Acker, auf dem die Kinder Landbewirtschaftung lernen: Säen, pflanzen, hacken, ernten.

Auch meine Enkelin gehört dazu. Die Kinder hatten Kartoffeln angebaut. Vor ein paar Tagen haben wir sie geerntet mit meinem sechzig Jahre alten Traktor. Die meisten Kinder wollten lieber auf dem Traktor mitfahren, statt die Kartoffeln aufzulesen. Ein Junge aber wollte das nicht. Der hatte Angst vor dem Gefährt, dem Krach und Gestank.

Helfen, den nächsten Schritt zu tun

Als ich gesagt habe: „Du brauchst keine Angst zu haben. Komm, ich hebe dich hoch“, hat meine Enkelin gesagt: „Genau das will er nicht. Der will nicht, dass du ihn hochhebst, weil du groß und stark bist. Der will, dass du ihm hilfst. Gib ihm deine Hand, damit er selber auf den Traktor kommt.“ Meine Enkelin hat das richtig empfunden: Hilf ihm, den nächsten Schritt selber zu tun, statt zu sagen: Ich bin stark und hebe dich hoch, und dann bist du oben drauf.

Nicht über den Kopf anderer hinwegentscheiden

In der Kommunalpolitik, in der ich mich engagiere, ist das ganz ähnlich. Den Menschen vor Ort ist wichtig, dass sie mit ihren Fragen wahrgenommen und verstanden werden. Dass man nicht über ihren Kopf entscheidet, sondern mit ihnen bespricht, was wichtig ist für das Dorf.

Da finde ich den Rat meiner Enkelin passend: Reich dem Anderen die Hand, damit er den nächsten Schritt selber tut. Dann spürt er, was er selber kann und das stärkt auch sein Selbstvertrauen. Ein guter Freund, der mir hilfreich seine Hand reicht, ist mehr wert als Gold, heißt es in der Bibel.