hr4 ÜBRIGENS
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Becker, Michael

Eine Sendung von

Evangelischer Pfarrer, Kassel

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Manchmal träum‘ ich vom Himmel

Manchmal träum‘ ich vom Himmel, sagt Wolfgang. Er ist Witwer, Mitte fünfzig und kein Träumer. Im Gegenteil. Als Professor für Mathematik ist er nüchtern. Offene Rechnungen mag er nicht.

Der Verlust der Ehefrau

Das Leben, sagt Wolfgang, ist oft wie eine offene Rechnung. Vor vier Jahren hat er seine Frau verloren. Bei einem Unfall. Am helllichten Tag stehen Polizei und Seelsorgerin vor seiner Tür und erzählen, was geschehen ist. Mir war, sagt Wolfgang, als sei ich vor eine Wand gelaufen. Damals fing es an, dass der Himmel mir nahekam.

„Mein Leben ist kein Zufall“

Wolfgang glaubt nicht an Zufälle. Mathematik ist eindeutig. Ich glaube nicht, sagt Wolfgang, dass mein Leben Zufall ist. Woher kommt der Schmerz? Und all das Schöne? Vieles im Leben ist wie eine offene Rechnung. Der Himmel als große Unbekannte. Dann lacht er leise und sagt: Aber lieber nicht so viel Mathematik mit dem lieben Gott. 

Tatsache ist: Wolfgang denkt an den Himmel. Eher nüchtern, unaufgeregt. Der Himmel wird alles klären, hofft er. Schmerz macht klein, Hoffen macht groß.

Ohne den Himmel geht keine Rechnung auf

Ohne den Himmel geht keine Rechnung auf. Wir werden’s ja sehen, sagt er und lacht wieder. Eines Tages, wenn Gott soweit ist. Wir kriegen dann große Augen und Ohren; unser Herz geht auf. Endlich Lösungen für die Fragen des Lebens, meint Wolfgang, der Mathematiker. Himmel ist doch, wenn Gott sich erklärt, oder? Wann immer er will. Heute oder Morgen. Demnächst oder irgendwann.