hr4 ÜBRIGENS
hr4
Müller, Rolf

Eine Sendung von

Pastoralreferent Pfarrei Mariä Himmelfahrt, Frankfurt

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Gott eine Chance geben

Letzte Woche hatten meine Schülerinnen und Schüler aus der 10. Klasse ihre letzte Religionsstunde bevor sie – mit ihrem Abschluss in der Tasche – die Schule verlassen haben. „Heute könnt ihr nochmal alles fragen, was ihr über Religion wissen wollt“, habe ich ihnen gesagt. Da kamen viele tolle Fragen zusammen. Eine hat mich besonders ins Nachdenken gebracht. Eine Schülerin wollte wissen: „Wie erkennt man, dass man eine persönliche Verbindung zu Gott hat?“ 

Gott ist ganz nah

Zuerst war ich etwas ratlos. Ich habe länger überlegt. Eine Verbindung zu Gott ist für mich nicht etwas Theoretisches wie eine chemische Formel oder eine Gleichung aus der Mathematik. Eine Verbindung zu Gott ist für mich immer ein Erlebnis gewesen. Meistens habe ich diese Verbindung in ganz normalen Situationen des Lebens einfach gespürt. Davon kann ich viel erzählen. Und das habe ich dann auch gemacht! Zum Beispiel von dem Tag vor vielen Jahren, an dem ich mich so alleine und traurig gefühlt hab. Und dann ist plötzlich ein Freund völlig unerwartet bei mir vorbei gekommen, wie ein Geschenk Gottes. Oder von dem Besuch bei einer todkranken Frau, die mir erzählt hat, wie Gott ihr Kraft gibt. Als wir zusammen gebetet haben, war mir klar: Gott verbindet sich mit uns beiden. Erzählt habe ich meiner Klasse auch von dem Gottesdienst mit Jugendlichen während eines atemberaubend schönen Sonnenuntergangs an der italienischen Mittelmeerküste. Da war für mich zu spüren: Gott ist ganz nah. 

Das hat mich sehr berührt

Irgendwann haben die Schüler dann auch angefangen, ihre Geschichten zu erzählen. Von Eltern, die sich plötzlich wieder vertragen haben, vom verstorbenen Opa, an den sie immer denken und vielem anderen mehr. Das hat mich sehr berührt. „Wenn man Gott ne Chance gibt, dann spür ich ihn schon!“, hat am Ende eine Schülerin gesagt. Dem hatte ich nichts mehr hinzuzufügen!